Dienstag, Dezember 23

Folkiger Rundbrief Nr. 2008-09

Folkiger Rundbrief für Bonn, Rhein-Sieg und Umgebung Nr. 2008-09
(23.12.2008)


Inhaltsverzeichnis


Editorial 2
I.) Veranstaltungshinweise / Termine 3
I.1.) Holy Ears am 29.12.2008 in der St. Franziskus-Kirche in der Adolfstraße 77 in der Bonner Altstadt 3
I.2.) UndergrounD comics am 7.1.2009 in der Mausefall 33 1/3 in der Bonner Südstadt 4
I.3.) Clausnitzer/Arenz/Quabeck/Duncker am 11.1.2009 in der Mausefalle 33 1/3 in der Bonner Südstadt 4
I.4.) Aufwind am 16.01.2009 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 5
I.5.) Lokal Heroes am 17.1.2009 in der Harmonie in Bonn-Endenich 5
I.6.) 4. Folknacht in der Küz mit Dán und Beoga am 24.1.2009 in der Küz in Troisdorf-Sieglar 6
I.7.) Peter Kerlin am 7.2.2009 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 7
I.8.) Reel Bach Consort: Bach goes Celtic am 15.2.2009 im Drehwerk (wo ist das?) und am 26.2.2009 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel 7
I.9.) 20th St. Patrick’s Day Celebration Festival 09 am 12.03.2009 in der Stadthalle Hitdorf in Leverkusen 7
I.10.) 3. Killybegs Irish Music Night am 4.4.2009 in der Rheinhalle Remagen 8
II.) Musikrezensionen und ein Vortragsbericht 9
II.1.) Konzertrezension: Pure Irish Drops – 20-jähriges Jubiläum – am 4.10.2008 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel 9
(geschrieben am 6./7.10.2008; auf Migrapolis gestellt am 29.10.2008) 9
II.2.) Konzertrezension: 3. Folknacht in der KÜZ mit Foggy Stew und The Aberlour’s in Troisdorf-Sieglar am 17.10.2008 10
II.3.) Konzertrezension: Klangwelten WorldMusicFestival 2008 am 11.11.2998 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn 12
II.4.) Konzertrezension: Malinky am 14.11.2008 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 14
II.5.) Vortragsbericht: Knut Wenzel. Bob Dylan – Das unheimliche Amerika 15
II.6.) CD-Rezension: Olaf Sickmann. The Green River 17
II.7.) CD-Rezension: Gambrinus. “So sind wir…!” 19
II.8.) CD-Rezension: Jens Kommnick. Síúnta 20
II.9.) CD-Rezension: Iontach celebrate Christmas. Flight of the Wren 21
II.10.) CD-Rezension: Div.: Liederleute. Nord-Ost Süd-West 23
III.) off-topic: Berichte aus dem Interreligiösen Rundbrief Nr. 131 25
III.1.) Nachbarschaft im Islam und Christentum - Veranstaltung in der Moschee An der Esche am Tag der offenen Moschee in Bonn 25
III.2.) "Absender Islam: Ein Brief an die christliche Welt. Öffentlicher Vortrag und Podiumsdiskussion zum 1. Jahrestag der Veröffentlichung 'A common word between us and you'" am 13.10.2008 in der Uni Bonn 26
III.3.) Gemeinsam auf dem Friedensweg – 25 Jahre Dialog der Religionen in Witten – am 18.10.2008 29
III.4.) Gedanken zum 70. Jahrestag der Reichkristallnacht 31

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Editorial

Hi Folks,


das ist der letzte Rundbrief in diesem Kalenderjahr. Es waren 2008 tatsächlich weniger folkige Rundbriefe als Monate. Es soll Leute geben, sie sich das schon längst gewünscht haben. Zumindest hat sich niemand beschwert deswegen. Vielleicht habt Ihr es im Folker! 06.08 gelesen, dass es da viel fleißigere Leute gibt, nämlich die Macher von www.folkworld.de bzw. .eu, deren Internetportal heuer zehn Jahre alt wurde, und Hedo Holland, der sein Folk-Magazin seit 30 Jahren herausgibt, vgl. www.folkmagazin.de. Ach, da bin ich ganz bescheiden und gratuliere mit echt empfundenem Respekt in beide Richtungen!
Von Michael Kleff dass die Amerivana-Zeitschrift „No depression“ Mitte des Jahres nach 13 Jahren und nun das US-Weltmusikmagazin „Rhythm“ nach 17 Jahren eingestellt wurde und dass zum Ende des Jahres das Radiomultikulti beim Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) trotz zahlreicher Proteste eingespart wird. Was lernen wir daraus: Unsere Musiksparte, also Folk, Weltmusik, Liedermacherei, Volksmusik, traditionelle Musik und so weiter behauptet sich schlecht auf dem Markt und ist großenteils abhängig von Menschen, die es sich zum Hobby und/oder Ehrenamt gewählt haben, sie zu produzieren und/oder über sie zu berichten.

Trotz dieser Erkenntnis bin ich froh, dass ich seit Anfang Oktober einen Job habe, dessen eigentlicher Auftrag zwar nichts mit Musikjournalismus zu tun hat, der es mir aber ermöglicht, Rezensionen auch mit Fotos recht ansprechend im Internet zu veröffentlichen. Schaut mal unter www.migrapolis-deutschland.de nach, die Seite spricht für sich. Mein eigentlicher Job besteht in der Durchführung des Projektes „Stimme werden – Gesicht zeigen“, aber ich kümmere mich auch viel um die Gestaltung dieser Internetplattform, und da Folk- und Weltmusik ja viel mit ethnischer Identität und Multikulturalität zu tun hat und so manches Mal auch mit Ein- und Auswanderung, kann ich die beiden Bereiche ganz gut miteinander verbinden, ob nun haupt-, neben-, ehren- oder gar nicht amtlich. Konzertrezensionen, dank nun vorhandener Digitalcamera auch bebildert, erscheinen nun dort im Netz, noch bevor ich sie im Rundbrief rund schicke. Ich stelle dann auch die Rundbriefe selber ein, so dass die Termine und CD-Rezensionen dort auch ihren Platz haben und mehr Leser(innen) finden.

Nun aber Schluss mit dem Vorwort. Termine sind es noch nicht so viele, ich warte auch immer noch auf das 1. Halbjahrsprogramm 2009 vom Feuerschlösschen, Jutta Mensing ist wohl im Vorweihnachtsstress, aber je vier Konzert- und fünf CD-Rezis habe ich geschrieben und zudem einen Bericht über einen Vortrag. Meine Rezensionen für den Folker! habe ich ausnahmsweise mal nicht drin, die müsste ich dann schon ordentlich mit Seitenzahl und Links versehen, wozu ich heute nicht mehr komme. Und ganz unten gibt es dann noch einige Bereichte vom Interreligiösen Rundbrief Nr. 131 vom 10.11.2008.

Ich wünsche Euch schon an dieser Stelle ein frohes Weihnachts- und Jahreswendefest und viel Musik im neuen Jahr!

**

I.) Veranstaltungshinweise / Termine


I.1.) Holy Ears am 29.12.2008 in der St. Franziskus-Kirche in der Adolfstraße 77 in der Bonner Altstadt

von Rolf Beydemüller:

Liebe Musikfreunde,

Ich möchte Euch ein letztes Mal in in diesem Jahr in den "klang-spiel-raum" einladen.

"Holy Ears"

Abschied und Neubegin.

Intuitiv improvisierte Musik zwischen den Zeilen

zwischen den Stühlen

zwischen den Jahren ...

Eine fast schon traditionelle Begegnung zwischen zwei Freunden.

Nach 26 Jahren immer noch (oder grade jetzt) voller Spieltrieb und Mutwillen, liebevoll stillschweigend und völlig offen.

Rolf Beydemüller
Uwe Schumacher


Am 29. Dezember um 20 Uhr !!

St. Franziskus Kirche, Adolfstr.77

Eintritt frei

Bitte die schlechte Parksituation bedenken

Ich wünsche allen eine gute Weihnachtszeit.

Uwe

PS: Das ist zwar der gleiche Text wie im letzten Jahr, aber mit Sicherheit eine andere Musik ;-)


*

I.2.) UndergrounD comics am 7.1.2009 in der Mausefall 33 1/3 in der Bonner Südstadt

von Barbara Kloep:

folgendes würde ich gern in deinen Rundbrief setzen lassen
(Konzert von UndergrounD comics am 7. Januar 2009 in der
"Mausefalle"!)

UNDERGROUND comics

ROCK-COUNTRY-MORITATEN unplugged

Die Bonner Band kann auf eine lange Tradition seit 1989
zurückblicken, mit unter-schiedlichen Besetzungen und vielfältigen
musikalischen Einflüssen. Sie fühlt sich dem Independent-Bereich
verbunden, macht alles andere als "Unterhaltungsmusik" - und ist
trotzdem oder gerade deswegen sehr unterhaltsam!

Am deutlichsten geprägt hat die Gruppe Sänger und Gitarrist Günther
Grothaus, der von Anfang an dabei war und der durch seine selbst
komponierten und getexteten Songs der Musik ihren unverwechselbarem
Charakter verleiht.

In den 90er Jahren hatte die Band Gigs in etlichen Bonner und Kölner
Szenekneipen sowie im übrigen Rheinland und etablierte sich auch auf
großen und traditionsreichen Bühnen wie in der Biskuithalle Bonn und
dem Kölner Rose Club.

Nach ihren krachigen elektrischen Anfängen haben sich UndergrounD
comics nunmehr rein akustischer Musik zugewandt. Sie verbinden
Alternative Rock mit Country und Folk und sind mit einfachen Mitteln
sehr abwechslungsreich, überraschend und skurril.
Die Instrumentierung in der aktuellen Besetzung besteht aus einer
Menge zündender Rhythmen am Schlagzeug, viel furioser Geige,
kraftvoller Gitarre, melodiöser Mandoline und Harp, markantem Gesang
und einigen Extras.

Es gibt fünf Tonträger – die letzte CD, Underground Cowboy Music,
erschien im Oktober 2008 – und eine ausführliche Biografie im Bonner
Rocklexikon.

Mausefalle 33 1/3, Weberstraße 41, Bonn-Südstadt
Mittwoch, den 07. Januar 2009, ab 20 Uhr

Eintritt frei!

Internet: www.myspace.com/countryundergroundmusic

*

I.3.) Clausnitzer/Arenz/Quabeck/Duncker am 11.1.2009 in der Mausefalle 33 1/3 in der Bonner Südstadt

von Heike Duncker
www.heike-duncker.de

zwar mehr Jazz aber wer mich so nett bittet:


Clausnitzer/Arenz/Quabeck/Duncker
Modern Jazz

Odilo Clausnitzer Waldhorn
Uwe Arenz Gitarre
Markus Quabeck Kontrabass
Heike Duncker Schlagzeug

Das Quartett spielt moderne Eigenkompositionen, teils groovig, teils
baladesk, bei denen immer das Melodische im Mittelpunkt steht.

Sonntag, 11.11.2009, 19.30 Uhr Eintritt frei - anschließend Session
(das heißt bestimmt 11.01; MAS)

Mausefalle 33 1/3
Weberstr. 41
53113 Bonn


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I.4.) Aufwind am 16.01.2009 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

von Jutta Mensing:


Freitag, 16. Jan. 09 AUFWIND (Klezmer/Deutschland)
20 Uhr (Aufzeichnung vom WDR 3)

mehr dazu unter www.folkimfeuerschloesschen.de.vu


*

I.5.) Lokal Heroes am 17.1.2009 in der Harmonie in Bonn-Endenich

von Ralf Wolfgarten:

Am 17.01. spielen wir in der Harmonie und wir haben einiges aus Europa im
Gepäck.

-
Zu den Lokal Heroes vgl. auch:
Lokal Heroes am 29.1.2005 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html bzw. http://tinyurl.com/agzk7
Lokal Heroes am 28.1.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006_01_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html
Lokal Heroes am 17.3.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf (von Ferdi)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-lokal-heroes-am.html
Lokal Heroes am 27.1.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/01/konzertrezension-lokal-heroes-am.html
CD: Lokal Heroes. Hurrah...
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/02/cd-rezension-lokal-heroes-hurrah.html bzw. http://tinyurl.com/97rws
und
http://www.folkig.de/reviews/lokalheroes.php3
CD: Lokal Heroes. Smash the Windows.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/01/cd-rezension-lokal-heroes-smash.html

PS: Im Sommer habe ich mir die Lokal Heroes noch mit Ferdi zusammen angehört.



*
I.6.) 4. Folknacht in der Küz mit Dán und Beoga am 24.1.2009 in der Küz in Troisdorf-Sieglar

Links zu Rezis von mir:
Dán
Dán am 20.01.2006 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/01/konzertrezension-dn-am-20012006-im.html bzw. http://tinyurl.com/8fmug
2. Celtic Attractions Festival am 26.5.2006 im Zirkuszelt im Kinder- und Jugendzentrum Köln-Weiß
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-2-celtic-attractions.html
Dán am 9.11.2007 im Bungertshof in Königswinter-Oberdollendorf
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/11/dn-am-9112007-im-bungersthof-in.html
Dán. Stranger at the Gate
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/cd-rezension-dn-stranger-at-gate.html bzw. http://tinyurl.com/c938n
Dán. Stranger at the Gate.
In: Folker! 03.06., S. 84.
Online: http://www.folker.de/200603/bescd.htm#01

Beoga
The Irish Folk Festival – Tunes for Tara Tour am 15.11.2005 in der Philharmonie in Köln
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-irish-folk-festival.html bzw. http://tinyurl.com/bvnoe
Beoga am 4.7.2007 auf dem Marktplatz in Bonn
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/07/konzertrezension-beoga-am-472007-auf.html
The Irish Folk Festival 05. Tunes for Tara.
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/09/cd-rezension-irish-folk-festival-05.html bzw. http://tinyurl.com/cnypa
und IFF-CD-Rezi unten

*
I.7.) Peter Kerlin am 7.2.2009 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

von Ralf P. Wackers, was Jutta Mensing noch bestätigen müsste:

07.02. Peter Kerlin, 20:00 53-Bad Honnef: Folkclub im
Feuerschlösschen (tbc)

-
zu Peter Kerlin vgl.:
Peter Kerlin with Jens Kommnick. Dancing Days.
In: Folker! 01.06., S. 87.
online: http://www.folker.de/200601/rezi-d.htm#03

*
I.8.) Reel Bach Consort: Bach goes Celtic am 15.2.2009 im Drehwerk (wo ist das?) und am 26.2.2009 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel

von Hubert Arnold:

Reel Bach Consort: Bach goes Celtic

15.2. 19h Reel Bach Consort im Drehwerk
26.2. 20h Reel Bach Consort in der brotfabrik

Wir haben derzeit Sabrina Palm an der Fiddle, ansonsten ist die Besetzung
wie neulich.

Gruß von der Köwi
Hubert

Zu dem, was „neulich“ heißt, vgl.:
Bach meets Irish Folk am 3.12.2006 in der Nachfolge-Christi-Kirche in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/12/konzertrezension-bach-meets-irish-folk.html
Bach meets Celtic am 3.6.2007 in der Nommensens-Kirche in Bonn-Beuel-Pützchen
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/06/konzertrezension-bach-meets-celtic-am.html
CD: The Reel Bach Consort – Bach goes Celtic
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/07/cd-rezension-reel-bach-consort-bach.html


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I.9.) 20th St. Patrick’s Day Celebration Festival 09 am 12.03.2009 in der Stadthalle Hitdorf in Leverkusen

von Magnetic Music:

20th St. Patrick's Day Celebration Festival 09
Jubilee Tour – Celtic Ladies
feat. Fallen Angels – Ireland’s Favourite A Cappella Group
The Outside Track – A new perspective on an old tradition
Searson – Celtic Rock Sisters with a kick
www.magnetic-music.com, Tel. 07121/478605

12.03. Leverkusen, Stadthalle Hitdorf
13.03. Lünen, Hansesaal
14.03. Steinberg, Wernesgrüner Brauerei
15.03. Torgau, Kulturhaus
16.03. Eisleben, Landesbühne
17.03. Wiesbaden, Rhein-Main-Hallen
18.03. Illingen, Illipse
19.03. CH-Zug, Theater Casino
20.03. Mössingen, Aula Quenstedt Gymnasium
21.03. Garching, Bürgerhaus
22.03. Augsburg, Parktheater Göggingen
24.03. Aalen, Festhalle Fachsenfeld
25.03. Aschaffenburg, Colos Saal
28.03. Glauchau, Stadttheater

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I.10.) 3. Killybegs Irish Music Night am 4.4.2009 in der Rheinhalle Remagen

von Arthur vom Killybeg’s Irish Pub in Bad Neuenahr-Ahrweiler:

Hallo liebe Freundinnen und Freunde der irischen Kultur,

auf der 3. Killybegs Irish Music Night präsentieren wir euch wieder ein tolles Programm mit hervorragenden Künstlern:

- The 56th District Pipe Band (Pipe & Drums)
- BON(N)-ROSE\'S (Irish Stepdance)
- Wild Molly (Irish Craig)
- The Pokes (Irish Folk-Punk)

Ihr könnt euch auf der Webseite www.irishmusicnight.de über die Künstler informieren und Karten bestellen.

Tickets erhaltet ihr auch an folgenden Vorverkaufsstellen:

- Killybegs Irish Pub, Hauptstraße 84, 53474 Bad Neuenahr
- Plattenkiste, Poststraße 7, 53474 Bad Neuenahr
- Bücherstube Schmitz, Kreuzstraße 8 b, 53474 Bad Neuenahr
- Ahrtal-Tourismus, Hauptstr. 114, 53474 Bad Neuenahr
- Touristinformation Remagen, Kirchstraße 6, 53424 Remagen
- Tourist-Information Bad Breisig, Koblenzer Str. 59 (gegenüber Bahnhof),
- Tourist-Service Sinzig, Bachovenstraße 10, 53489 Sinzig
- Bad Godesberg Stadtmarketing e. V., Ria-Maternus-Platz 1 (am Bahnhof)

Wir freuen uns auf euren Besuch,
Das Killybegs Team



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II.) Musikrezensionen und ein Vortragsbericht
II.1.) Konzertrezension: Pure Irish Drops – 20-jähriges Jubiläum – am 4.10.2008 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
(geschrieben am 6./7.10.2008; auf Migrapolis gestellt am 29.10.2008)



20 Jahre lädt Florian Fürst nun schon je drei Musiker und/oder Musikerinnen aus Irland zu einer Tournee durch Deutschland ein, ein Konzept, dass aus der Begegnung mit Micho Russel entstand, jenem berühmtesten Bauern Irlands, der den nachböllschen Irlandbegeisterten aus deutschen Landen wie eine Ikone echter irischer Volksmusik vorkam. Florian entdeckte, dass es noch weit mehr Musiker(innen) jenseits der großen Bands zu entdecken gab, die von sich aus großenteils nicht auf die Idee gekommen wären, ihre Musik einem deutschen Publikum in Deutschland zu Gehör bringen zu wollen. Und seine Entdeckungen nahmen und nehmen auch in absehbarer Zeit kein Ende, denn die irische Volksmusik ist erstens voller alter Meister und zweitens zugleich voller junger Burschen und Mädels, die auch schon längst ihre Meisterschaft unter Beweis gestellt haben.

In diesem 20. Jahr besteht das irische Triumvirat aus Cormac Connan, Benny McCarthy und Sean Ryan, und somit aus zwei Vertretern der jungen Generation und einem, der auch das Folk Revival in den 1970ern schon mitgemacht hat. In genannter Reihenfolge spielte jeder zuerst ein paar Soli, bevor sie dann gemeinsam als Trio musizierten. Cormac Connan holte einen mit dem quäkend-melancholischen Klang seiner Uilleann Pipes sofort in die irische Stimmung hinein. Eine Air, eine langsame Liedmelodie, dann schnelle Jigs und Reels. Er was 2005 schon mal mit der PID-Tour unterwegs gewesen, zusammen mit seiner Mutter und seinem Cousin. Benny McCarthy folgte mit seinem diatonischen Akkordeon. Er begann mit Polkas, seinen Lieblingstunes, mit denen er auch schon auf der 2006er Tour das Publikum begeistert hat. Sean Ryan schließlich wirkte mir seinen langen grauen Haaren wie frisch aus dem Folk Revival importiert und trug an Instrumenten nicht viel Gewicht mit sich herum, sondern nur eine Sammlung von Whistles. Es waren keine Tin, sondern Plastic Whistles von der Firma Susato. Diese klangen aber etwas rauchiger als gewohnt, was Sean auch anschließend als seinen persönlichen Geschmack beschrieb. Und er hatte eine einzigartige Spielweise, in der er zugleich die Rolls und Verzierungen mit den Fingern und Stakati mit der Zunge vollführte. Echt klasse!

Mir ging es so, dass ich den Soli noch lieber zuhörte als dem gemeinsamen Spiel danach, was vor allem daran lag, dass sie mehr oder weniger unisono spielten ohne komplexere Arrangements mit zweiten Stimmen und dergleichen. Die gab es zwar schon, wurden aber sehr sparsam eingesetzt. So hoben sich die Klänge der Pipes und des Akkordeons nicht so sehr voneinander ab, nur die Whistles waren beim Überblasen deutlich davon zu unterscheiden. Benny erzählte eine Geschichte, in der er erklärte, in Dublin sei ihm ins Auto eingebrochen worden und er habe dann statt der einen, zwei Akkordeons auf dessen Rückbank vorgefunden. Dieses zweite hatte er auch dabei, ein Melodeon, welches größer und schwerfälliger als das andere wirkte und etwas voller klang. Und Sean überraschte damit, dass er auch singen konnte: „The Humours of Whiskey“. Seans Englisch war für mich indes nicht leicht zu verstehen, weder wenn er sprach, noch wenn er sang. Aber es muss ein lustiges Lied gewesen sein, denn es lachten einige im Publikum. Er erzählte auch was von einem Polizeiseargant in Chicago, der Uilleann Pipes spielte und Reeds herstellte und immer irische Musiker inhaftierte, um ihnen ihre Tunes zu entlocken. Das verstand ich schon und überhaupt ist es eine besondere Eigenart der Pure Irish Drops – Konzerte, dass man den Musikern so nahe ist und in der Pause oder nach dem Konzert mit ihnen reden kann, was besonders einige der anwesenden Bonner Musiker weidlich ausnutzen. Unter ihnen war auch Sabrina Palm, die für den Folker! 06.08 einen Ortstermin-Artikel über dieses Konzert schreiben wird. Ich bin gespannt darauf!


Pure Irish Drops:
http://www.ffmusik.de/PIDinfo2007.htm
(Ja, der Link stimmt, trotz der 2007.)
Brotfabrik:
http://www.brotfabrik-bonn.de/

Frühere PID-Rezis von mir :
Pure Irish Drops am 8.10.2004 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-pure-irish-drops-am.html bzw. http://tinyurl.com/acx5c
Pure Irish Drops am 8.10.2005 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel (mit Cormac Connan)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/10/konzertrezension-pure-irish-drops-in.html bzw. http://tinyurl.com/csqne
Pure Irish Drops - Music from the Déise am 8.10.2006 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel (mit Benny McCarthy)
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/10/konzertrezension-pure-irish-drops.html
Pure Irish Drops am 9.10.2007 in der Brotfabrik in Bonn-Beuel
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/10/konzertrezension-pure-irish-drops-am.html


Zuerst veröffentlicht (leider noch ohne Fotos) unter: http://www.migrapolis.de/index.php?id=863

MAS

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II.2.) Konzertrezension: 3. Folknacht in der KÜZ mit Foggy Stew und The Aberlour’s in Troisdorf-Sieglar am 17.10.2008
[geschrieben am 28./29.10.2008; auf Migrapolis gestellt am 29.10.2008]


Feine und deftige irische Musik aus Bonn und Halle


Troisdorf-Sieglar liegt nicht gerade im Zentrum, weder von Troisdorf, noch von Bonn, aber es gibt eine Busanbindung von Bonn und von Troisdorf und Siegburg her. Der große Saal mit dem hübschen Dachgebälk war durch einen Vorhang in zwei Hälften geteilt, und die vordere Hälfte vor der Bühne war gut gefüllt, als für die 3. Folknacht die beiden Irish Folk Band Foggy Stew aus dem nahen Bonn und The Aberlour’s aus dem nicht ganz so nahen Halle aufspielten.

Foggy Stew sind in der Region ja nicht gerade unbekannt, aber ich denke, dem Publikum aus Troisdorf oder Sieglar zumindest teilweise doch ein neuer Erlebnis. Margret Hüffer (Gesang, Gitarre, Tin Whistle, Concertina), Nicole Maldonado (Gesang, Fiddle) und Michael Heuser (Gitarre, Mandolinen, Banjos, Gesang) und neu im Bund Werner Nitzsche, (Ex-Ben Bulben; Gitarre) werden aber auch bei den sie noch nicht kennenden Musikfreunden einen guten Eindruck hinterlassen haben. Nicole und Margret ergänzten sich als Sängerinnen aufs Vortrefflichste, so unterschiedlich ihre Stimme klangen, ohne dass man sagen kann, wer denn schöner sang. Whistle oder Concertina und Fiddle mit mal dieser, mal jener Zupfbegleitung heizten auch den Reel-, Jig-, Hornpipe-, Slip- und Polkafreunden gut ein, und das in einer Feinheit der Spielweisen, die auch Nichttänzer verzückt auf ihren Stühlen zuhören und genießen ließ. Der Ton war übrigens um einiges besser als in der letzten Folknacht, so dass auch von daher die Musik wunderbar rüber kam.

The Aberlour’s boten ein deftiges Kontrastprogramm. Klaus Adolphi (Ex-Horch; Gesang, Cister, Manoloncello, Bouzouki, Laute, Gitarren, Thunderbodhrán, Blockflöte), Steffen Knaul (Fiddle, Gesang), Andreas Fabian (Low Whistle, Querflöte) und Matthias Schimetzk
(Schlagzeug), sowie ein irgendwoher zu hörender Bass gaben der Bezeichnung Folk-Rock alle Ehre. Viele selbstgeschriebene Lieder und zwischendurch auch Speed-Instrumentals groovten und wogen durch den Saal. Vieles erinnerte auch an Deutsch- oder Mittelalter-Rock, das Flötenspiel an Jethro Tull. Das war nun zwar eher Musik der lauten, ja sehr lauten Art, so dass zwischendurch mal ein Pfeifen in meinen Ohren zu hören war, aber es gab auch sehr spannende Arrangements, wie zum Beispiel ein Wechselspiel zwischen Geige und Flöte. Nur Klaus Bemerkung, zum ersten Mal in der Köln-Bonner Region zu spielen, ließ mich doch an seinem Gedächtnis zweifeln, denn 2005 [?] spielten sie doch auf dem St. Patrick’s Day Celebration Festival in Brühl. Sei es drum, die Sieglarer, Troisdorfer und so weiter werden sie im Gedächtnis behalten, denn man sah ihnen den Spaß an der Musik an. Hoffentlich aber trägt niemand einen Gehörschaden davon!

Somit war diese 3. Folknacht in der KÜZ für die Anwesenden ein abwechslungsreiches Erlebnis, das sehr schön die Spannbreite deutscher Irish Folk Musik zeigte.

Zwei Tipps nur an den Veranstalter: 1. Man möge auch Rotwein anbieten. Wir konnten uns zwar eine Flasche aus dem Keller holen, aber die beglückte gerade mal 3 ½ Kunden und war dann leer. 2. „Guinness“ schreibt man mit zwei „n“. Das hatte ich in der letzten Rezension schon angemerkt.

Foggy Stew:
http://www.foggystew.de/
The Aberlour’s:
http://www.aberlours.de/
Die KÜZ:
http://www.buergerhaeuser-troisdorf.de/bh-sieglar.html

Frühere Rezis von mir…

…zu Foggy Stew:
1. Celtic Attractions Festival
Celtic Attractions – 1. Irish/Scottish Folkfestival im Zirkuszelt am 8.4.2005 in Köln-Weiß
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-celtic-attractions-1.html bzw. http://tinyurl.com/85qdj
6. Bonner Irish Folk Festival am 21.4.2007 in der Harmonie in Bonn-Endenich
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/04/konzertrezension-6-bonner-irish-folk.html
CD: Foggy Stew. one more payment and it’s mine
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/cd-rezension-foggy-stew-traditional.html


…zu The Aberlour’s:
16. St. Patrick’s Day Celebration Festival am 9.3.2005 in Max Ernst Museum in Brühl
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/03/konzertrezension-16-st-patricks-day.html bzw. http://tinyurl.com/bnmzt


Zuerst veröffentlicht mit Fotos unter:
http://www.migrapolis.de/index.php?id=893

MAS

*
II.3.) Konzertrezension: Klangwelten WorldMusicFestival 2008 am 11.11.2998 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn
[geschrieben am 25.11/8.12.2008; auf Migrapolis gestellt am 10.12.2008]


Laute Frauen und leise Männer - Tansanianische, gambische, bulgarische, indische, mongolische und andere Klänge unter der Federführung von Rüdiger Oppermann


Ja, in diesem Jahr waren die Frauen um einiges lauter als die Männer, obwohl sie in der Minderzahl waren. Schon das Intro wurde von ihnen bestritten. Nachdem das Licht im Saal ausging, hörte man Trommeln von hinten. Die vier Damen aus Tansania, Mtachi Stella, Mtachi Joyce, Malongo Rahel und Mwalimu Jane, mit dem Gruppennamen The Wagogo Queens of Drums stammen aus einem Dorf namens Nzali im zentralen Hochland Tansanias, so dass es ihnen nichts ausmachte, auf kleinen und großen Trommeln trommelnd die Treppe hinunter und dann eine andere hinauf auf die Bühne zu gelangen. Sie trommelten wilde und komplexe Rhythmen und sangen dazu mit hohen, johlenden Stimmen. Rüdiger Oppermann erklärte dazu, dass es in ihrer Heimat normalerweise 40 und mehr Frauen seien, die nach getaner Tagesarbeit abends aus dem Dorfplatz so musizierten. Hui, wenn schon vier einen Saal beschallen können und die Zuschauer in Wallung bringen, wir klingt es dann erst bei zehn mal so vielen? Fast wie eine Entschuldigung kündigte Oppermann die anderen Musiker des Abends an, allesamt Männer, die aber viel leiserer Instrumente spielten, was in Tansania übrigens auch so üblich sei, das die Frauen auf die Pauken hauen und die Männer die leisen Zupfinstrumente bedienen.

Die anderen fünf Musiker waren aber nur ein Afrikaner, nämlich Tata Díndín aus Gambia mit einer Kora und Gesang, Enkh Jargal aus der Mongolei, vielen besser als Epi bekannt, mit Pferdekopfgeige Morin Khoor und Gesang, Jatinder Thakur aus Indien mit Tablas, Nikola Parov aus Ungarn mit Flöte Kaval, Geige Gedulka und Sackpfeife Gaida und Rüdiger Oppermann aus Deutschland mit diversen Harfen. Oppermann, Jargal und Thakur sind ja schon seit vielen Jahren ein eingespieltes Team und können auch zu dritt ein mitreißendes Weltmusikkonzert bestreiten mit Harfen, Obertongesang und Tablas zum Beispiel. Aber es ist umso bewundernswerter, wie sie jedes Jahr aufs Neue Musiker aus ganz verschiedenen Musikkulturen in das Festival integrieren. Da spielen Harfe und Gedulka ein nodwest-südost-europäisches Duett, oder die Gaida ergänzt indische Tabla-Rythmen mit einer balkanischen Oro-Melodie, oder Tablas und tansanianische Trommeln entwickeln ein gemeinsames Crescendo. Besonders faszinierend finde ich immer wieder, dass jede(r) der Musiker(innen) nicht nur bei den Solo-Einlagen, die schon für sich begeistern, sondern auch bei den Zusammenspielen ihre musikalische Herkunftskultur hörbar einbringen, diese also keineswegs in einem weltmusikalischen Einheitsbrei verlieren, aber dennoch das Gesamtwerk ein Stück bildet, wie aus einem Guss oder viel mehr, ein Mosaik. Das ist wohl der Unterschied zwischen Integration und Assimilation, so dass die Klangweltenkonzerte als Good-Practice-Beispiele für gelungene Integration dienen können.

Ganz klar ist es aber auch so, dass man als nicht in den betreffenden Kulturen heimischer Zuhörer viele Details so gar nicht mitbekommt, die im Begleitheft beschrieben sind, ganz abgesehen von den Texten, die man nicht versteht. Sinnvoll wäre es, sich das Heftchen vorher schicken zu lassen, um zu lesen, worauf man achten sollte, wobei nicht gesagt ist, dass man es dann auch wirklich heraus hört. Aber dem reinen Hörgenuss, verbunden mit all den Assoziationen die einem kommen, auch wenn sie klischeehaft sein sollten, wie etwas, wenn mir Bilder von Jurten in der mongolischen Steppe, von einem afrikanischen Dorf oder von einem indischen Tempel kommen, tut das keinen Abbruch.

Die dargebrachten Stücke waren teilweise traditionelle aus den diversen Kulturen, teilweise Neukompositionen der Musiker und teilweise bestimmt auch improvisiert, wenn es auch ein genaues Ablaufprogramm gab. Am Schluss gab es dann eine Passage der „Karawane“, ein Stück, von dem ich 2006 im Rahmen des TFF-Rudolstadt-Berichtes geschrieben hatte, gespielt vom gesamten Festival-Ensemble.

Ich habe viele Details bei der Beschreibung ausgelassen, aber vielleicht habe ich Appetit gemacht, und Sie streichen sich schon im Kalender an, dass es im nächsten Herbst wieder eine Klangweltentournee gibt. Sie werden es nicht bereuen, es mal zu besuchen.

Klangwelten, Rüdiger Oppermann:
http://www.klangwelten.net/
Kunst- und Ausstellungshalle:
http://www.bundeskunsthalle.de/

Frühere Klangwelten-Rezensionen von mir:
Klangwelten-Festival am 8.11.2005 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-klangwelten-festival.html bzw. http://tinyurl.com/c6xf6
16. Tanz & Folk Fest Rudolstadt vom 7. bis 9.7.2006 – Eindrücke
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/festivalbericht-16-tanz-folk-fest.html bzw. http://tinyurl.com/lyqj8
Klangwelten-Festival am 21.11.2006 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/konzertrezension-klangwelten-festival.html
Klangwelten-Festival am 8.11.2007 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/11/klangwelten-festival-am-8112007-in-der.html
Klangwelten-Festival in Bonn ... meine persönlichen Eindrücke und
Klangwelten-Festival am 4.12.2007 im Volkshaus in Jena Ergänzung zum Bericht des Klangwelten-Festivals in Bonn mit Enkh Jargal statt Bijan Mahjub
online: http://migrapolis.de/index.php?id=klangweltenfestivalbonn

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MAS



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II.4.) Konzertrezension: Malinky am 14.11.2008 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
(geschrieben am 8./12.12.2008)

Schottische Spitzenband zu Gast im Feuerschlösschen

Rappelvoll war es im Foyer des Feuerschlösschens. Auch Margret, Nicole und Näx von der Bonner Irish Folk-Elite hatten ihre Wege dorthin gefunden, was für mich, der ich Malinky noch nicht kannte, schon im Vorfeld bedeutete, dass da eine besondere Band spielen würde.
Doch zuvor spielte ihr deutscher Chauffeur aus Wetter-Amönau, der sich Quest nannte, und zwar auf einer Border Pipe, jener Ellbogenblasebalgsackpfeife, wie sie im englisch-schottischen Grenzgebiet zu Hause ist. Sie sind einfacher Gebaut als die irischen Uilleann Pipes , haben zum Beispiel keine aufwändigen Chanter, aber klingen doch sehr gut. Quest zeigte sehr schön, wie man darauf von Airs bis Reels alles spielen kann, was man auch auf den berühmteren Highland Pipes spielen kann, nur nicht so laut, was in dem mit guter Akustik gesegneten Foyer auch keineswegs ein Nachteil war. Und es war ein sehr passender Opener für den schottischen Hauptact das Abends, zumal Malinky keinen Dudelsack dabei hatten.

Malinky entpuppte sich zunächst als eine Band der langsameren Balladen, zum Beispiel über Fischer im Fluss Clyde bei Glasgow. Vom Publikum aus gesehen saß ganz links Mark Dunlop aus dem schottischen County Antrim, der mit seiner Stimme, Whistles, Flute und Bodhrán und später einer Shrutibox zum Konzert beitrug, schräg dahinter Steve Byrne aus Angus im County Derbyshire, der sang, Gitarre, Zister und Bouzouki spielte und schöne deutsche Ansagen machte, in der Mitte stand oder saß Fiona Hunter aus Glasgow, die sang und ein Cello spielte, rechts neben ihr stand Dave Wood aus Grindlewood in Derbyshire (also nicht Grindelwald im Berner Oberland), der Bouzouki und Gitarre spielte, im Hintergrund sang und ganz rechts in Vertretung von Mike Vass die Fiddlerin Abbie Mac Quarrie aus Boston in Massachusetts, also von jenseits des Atlantiks, der die keltische Musikszene ja eher zu verbinden, als zu trennen scheint. Anfangs empfand ich ihre Musik also als schön, aber sie riss mich noch so vom Hocker, wenngleich ich ein großer Freund von Celloeinsätzen bei Folksongs bin. Doch nach und nach gewannen sie an Fahrt, brachten ein schnelles Lied mit quirliger und schräger Instrumentbegleitung und dann auch reine Instrumentals, die keineswegs einfach nur schnell, sondern mehrstimmig und abwechslungsreich waren. Die weiteren Lieder dienten mir dann eher zum Zurücklehnen und stillen Genießen. Doch eines möchte ich noch besonders erwähnen, eine Lamentation über die ungerechte Regierung, wie man sie sich lamentierender kaum vorstellen konnte, erinnernd an die Szene in „Feivel der Mauswanderer“ in der die Passagiere auf dem Auswandererschiff damit wetteiferten, wer das traurigsten Lied singen könne, wobei dann der Ire gewann. Diesem traditionellen schottisch-irischen Gesangsstil gab Mark Dunlop aber eine besondere weltmusikalisch Note, in dem er das Lied mit einem Bordun unterlegte, den er einem indischen Harmonium entlockte, einer so genannten Shrutibox. Genial!

Auch wenn diese Rezension sehr kurz ausfällt, weil ich mit dem Schreiben zu lange wartete, hoffe ich, Neugier auf Malinky entfacht zu haben und kann sogar mitteilen, wie man diese Neugier, abgesehen vom Kauf einer CD noch stillen kann. Das FiF-Konzert wurde nämlich vom WDR aufgezeichnet (Harald Jüngst war da) und soll am 8.2.2009 ausgestrahlt werden.


Malinky waren übrigens nominiert als Scottish Folk Band of the Year 2008 und Fiona als Scottish Singer of the Year, gewannen diese Auszeichungen aber doch nicht. Wer sich für die Ergebnisse interessiert, findet sie hier: http://www.handsupfortrad.co.uk/tradmusicawards/stma2008-results.html


Quest:
http://www.questpiper.de
Malinky:
http://www.malinky.com/
Abbie MacQuarrie:
http://www.freewebs.com/abbiem/
FiF – Folk im Feuerschlößchen:
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu

MAS

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II.5.) Vortragsbericht: Knut Wenzel. Bob Dylan – Das unheimliche Amerika


Vortrag von Prof. Dr. Knut Wenzel in der Reihe „neben dem markt“ in Bonn-Pützchen am 22.10.2008
von Michael A. Schmiedel


Knut Wenzel ist Professor für Katholische Fundamentaltheologie und Dogmatik an der Goethe Universität Frankfurt. Er hielt nun aber keinen theologischen Vortrag, sondern einen über den Folksänger Bob Dylan, und erweiterte damit nicht nur meinen Horizont.

Wer kennt Robert Allen Zimmerman? Man würde den Namen sicher kennen, wenn sein Träger ihn nicht in Bob Dylan eingetauscht hätte. Er, also Robert, wurde 1941 in Munuth in Minnesota geboren, einer Industriehafenstadt am Lake Superior, dem Oberen See, und zwar hinein in eine kulturjüdische Familie. Wenzel vermutete, dass er nicht lange überlebt hätte, wäre er im Geburtsort seines Großvaters geboren, in Odessa am Schwarzen Meer. Dieser war aber rechtzeitig vor einem Pogrom geflohen und in die USA ausgewandert. 1946 verlor Roberts Vater seine Arbeit, und die Familie zog um nach Hibbing um, auch in Minnesota, aber dennoch in einer anderen Kultur. Hatten sie in Duluth immerhin eine kleine jüdische Gemeinschaft, die ihnen zumindest kulturell einige Verwurzelung bot, auch wenn sie nicht so religiös gewesen sind, so befanden sie sich in Hibbing in der totalen Diaspora in einer schottisch-skandinavisch geprägten Umwelt. Das Gefühl der Entwurzelung wurde auch durch ein riesiges Loch in der Erde verstärkt, die damals größte Tagebaumine der Welt.

Roberts Jugend fiel in die Zeit des Rock’n’Roll, eines Musikstils, der für die jungen Leute eine Resonanzfolie der Befreiung aus dem Mittelstandsmief war. 1959 begann er ein Studium in Minneapolis, wechselte aber 1961 nach New York, wo er in Greenwich Village wohnte.
In den dortigen Künstlerkreisen stieß er auf das amerikanische Folk-Revival. Vor allem Intellektuelle aus den Städten New York und Boston entdeckten seit den 1950ern die liedbetonte Musik der ländlichen Gebiete der USA. Robert lernte die Sängerin Joan Baez kennen, die ihn in die Szene einführte. Kurz darauf nahm Robert seinen Künstlernamen an, mit dem er weltberühmt wurde. Sein großes Vorbild wurde Woody Guthry, ein Okie, also einer der Leute, die in Folge der großen Wirtschaftsdepression 1930 aus Oklahoma ausgewandert waren. Er nutzte die Musik, um auf die schlechte Lage der Arbeiter aufmerksam zu machen, wobei er Spiritual-Melodien mit Gewerkschafts-Texten versah. Unter den Okies hatte sich eine Kultur der Entwurzeltheit gebildet, in der Bob seine eigene Entwurzeltheit wieder erkannte.

Diese Entwurzeltheit war das große Thema in Bobs Leben. Er erfand immer wieder neue Biographien, stellte sich mal als Hobo vor, also als einer der arbeitsuchenden Männer, die in Güterwagons den Kontinent durchreisten, mal als Bordellbesitzer aus New Mexico. Die Outlaws wie zum Beispiel Jesse James wurden zu den Idolen der Folk-Revivalisten, die sich politisch für die Rechte zum Beispiel der Landarbeiter und der von Minengesellschaften enteigneten Farmer einsetzten, und da Religiosität in den USA hoch im Kurs stand, benutzen sie eine religiöse Sprache in ihrer Musik. Diese in den Liedern zum Ausdruck gebrachte Religiosität war aber nicht die der Kirchen und Synagogen, sondern eine eigene. Ja, anders als man es gemeinhin bei dem Begriff „Folkmusik“ meint, handelte es sich tatsächlich um einen neuen Musikstil jener Jahre, der einen ganz spezifischen Zeitgeist eines ganz spezifischen Teils der US-Bevölkerung.

Menschen, die sich ethnisch, religiös, wirtschaftlich, politisch entwurzelt fühlten, schufen sich eine Musik, die zunächst den Anschein einer alten, seit vielen Generationen tradierten Volksmusik hatte, die Geschichten erzählte von Helden und wichtigen Ereignissen, die ihren Sängern und Zuhörern ein Gefühl der Zugehörigkeit gab und einen Horizont für weitere Entwicklungen gab.

Ich fragte den Referenten, ob das nicht eine zutiefst romantische Bewegung gewesen sei, was er prompt bejahte. Auch die Dichter und Sänger der Romantik waren auf der Suche nach einem Ausweg aus kultureller, religiöser, politischer Entwurzelung und nach einer Identität, die ihrem Leben Sinn und Orientierung gab. Auch bei der Romantik denkt man gerne, sie tradiere uralte Lieder, Märchen und Sagen, und auch bei den Romantikern gab es Leute, die sich einen neuen Namen gaben, um ihrer neuen Identität Ausdruck zu verleihen, zum Beispiel Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg alias Novalis. Und beiden Bewegungen ist auch gemeinsam, dass sie im weiteren Verlauf kommerzialisiert wurde, weil man mit ihnen durchaus Massen erreichen konnte, wenn man ihr eigentliches Anliegen etwas weichspülte.

Bob Dylan blieb jedenfalls seiner Heimatlosigkeit treu und tourt seit 1986 ununterbrochen, um seine Lieder unters Folk, pardon: Volk, zu bringen und um davon zu leben.

Wenn ich anfangs davon sprach, dass der Vortrag meinen Horizont erweitert habe, dann nur zum Teil deshalb, weil ich nun mehr über Bob Dylan weiß. Vieles hätte ich auch im Internet nachlesen können. Vielmehr ist es die Einsicht in die Konstruktion von Identitäten mit Hilfe der Musik, die ich so nur von Knut Wenzel vermittelt bekommen konnte. Zumeist fällt es uns nicht auf, wie wir unsere Identitäten konstruieren, wir tun es einfach und nehmen es als selbstverständlich, vor allem, wenn wir uns ungebrochen an den vorangehenden Generationen und an der Mehrheit der Gesellschaft orientieren können. Augenfälliger wird es, wenn sich unser Konstrukt von dem der Eltern und dem der Mehrheit unterscheidet. Im weiteren Gespräch mit Knut Wenzel stellte sich heraus, dass er dem Konstruktivismus doch viel kritischer gegenüber steht, als es bei seinem Vortrag den Anschein hatte. Aber das ist nun eine andere Geschichte, und das würde uns nun doch in die Dogmatik und Fundamentaltheologie führen.

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II.6.) CD-Rezension: Olaf Sickmann. The Green River
(geschrieben am 19.12.2008)

Time Zone Records2008, www.timezone-records.com, www.olaf-sickmann.de
20 Tracks, 47:10 mit wenigen engl Infos und Fotos


Gitarren- und Tin Whistle-Stücke aus Süd-Niedersachsen


Olaf Sickmann aus Melle in Niedersachsen bleibt seinem Stil treu: Auf der Grundlage irischer Musik komponiert er eigene Stücke, kleine akustische Phantasien für akustische Gitarre und Tin Whistle, die er alleine vorträgt. Anders als bei den vorangegangen Alben „Sommertiefe“ und „Reise nach Neuseeland“ verzichtet er aber auf Overdub, so dass er dieses Mal nicht gleichzeitig auf Gitarre und Whistle zu hören ist, sondern entweder oder. Wer nun aber meint, das sei aber langweilig, immer nur ein Instrument zu hören, der irrt sich gewaltig. Auch ohne Mehrspurtechnik gelingt ihm ein vollohriges Album, voller kurzweiliger Musik die oft dazu einlädt, sich zurück zu lehnen, die Augen zu schließen und still zu genießen, die aber auch eine so leichte und fröhliche Stimmung verbreitet, dass ich gerne aufspringen und tanzen möchte, währe da nicht die Gefahr, in meinem Chaos hier über Dinge zu stolpern und hin zu fallen. Das Verhältnis der Gitarren- zu den Tin Whistlestücken ist 13 zu 7. Und alle sind voller Details, und Feinheiten, dabei aber in den Grundthemen einfach und sehr angenehm rhythmisch, also keineswegs zu sophistcated, wie man es bei Sologitarristen ja auch hin und wider kennt, sondern sehr, ja was ist das Wort: volksnah oder eben folkig. Bemerkenswert finde ich auch, dass extra erwähnt ist, dass Olaf Tin Whistles von Generation benutzt, also die ganz preiswerten Dinger mit den blauen oder roten Plastikmundstücken, die ich auch benutze, die man aber selbst bei Hobbysessionmusikern immer seltener sieht. Und wenn ich so höre, wie schön die klingen können, dann freue ich mich über meine Whistles und übe auch ein bisschen häufiger als sonst. Vor allem „Whistle man“ könnte auch zu Flook passen. Man kann die Musik auch so nebenher laufen lassen, während man am Computer arbeitet, aber das immer nur zu tun, dazu ist sie zu schade. Besser genau hinhören und die Details entdecken und genießen!

Trackliste:
1. After Work *
2. Dance without name*
3. Whistle man**
4. Old friends*
5. Trip to Scotland*
6. The old wedding waltz**
7. Little boy*
8. Skyline* (im Büchlein fälschlicherweise mit ** gekennzeichnet)
9. The humour of Kinvara**
10. Dialogue*
11. Step dance**
12. In a book shop*
13. Birthday*
14. Japanese garden**
15. The green river*
16. Concert tune**
17. Christmas jig*
18. In vino*
19. Happy jig**
20. Interview*

* = acoustic guitar
** = tin whistle


Frühere Rezis von mir zu Olaf Sickmann:

solo:
Olaf Sickmann. Sommertiefe.
In: Folker! 03.05., S. 86.
online: http://www.folker.de/200503/rezi-d.htm#01
Olaf Sickmann. Reise nach Neuseeland
In: Folker! 04.06., S. 93
Olaf Sickmann. Reise nach Neuseeland
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/cd-rezension-olaf-sickmann-reise-nach.html

als Gastmusiker:
Johannes Mayr. blue bellow
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/05/cd-rezension-johannes-mayr-blue-bellow.html bzw. http://tinyurl.com/apuy5
und
http://www.folkig.de/reviews/johannesmayr.php3
Johannes Mayr. blue bellow
In: Folker! 06.04, S. 80.
online: http://www.folker.de/200406/rezi-d.htm#06
Currach. Farewell to Old Ireland
In: Folker! 06.06, S. 79.
online: http://www.folker.de/200606/rezi-d.htm#05
und: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/11/cd-rezensionen-fr-den-folker-0606.html

MAS

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II.7.) CD-Rezension: Gambrinus. “So sind wir…!”
(geschrieben am 19./20.12.2008)


PromoCD, Eigenverlag 2008. www.gambrinus-folk.de
7 Tracks, 27:27 mit deutschen und Foto


Internationale Bordunmusik aus rheinischen Landen

Hui hui, das ist zwar nur eine Demo-CD, aber warum eigentlich? Nur weil sie an einem Tag in einer Küche mit vier Mikrophonen aufgenommen wurde? Ich kenne wahrlich CDs, die für den Verkauf aufgenommen wurden und weitaus schlechter klingen! Führwahr, das einzige was ich an dieser Musik kritisieren könnte, wäre, dass sie zu schön ist. Ja, sie könnte etwas wilder und beiläufiger sein, etwas schräger, muss aber nicht.

Aber was ist es überhaupt für Musik, die Gambrinus da fabriziert haben? Ulrich Joosten (Drehleier, Alt-Drehleier, Gitarre, Low Whistle, Mundharmonika und Gesang), Christine Helweg (Gesang, keltische Harfe, Gitarre, Blockflöte, Djembe und Perkussion; sie ist die Nachfolgerin von Sylvia Stephan), Mathias Götze-Wittschier (Geige, Cister, diatonisches Akkordeon, Gitarre, Gesang) und Thomas Helmchen (Tenor- und Alt-Saxophon, Piano-Akkordeon, Gitarre, Bass, Tenor-Blockflöte und Gesang) bieten eine Mischung aus deutschen mittelalterlichen, irischen, galizischen, jiddischen und anderen (laut Infotext auch amerikanischen) Musikstilen und nennen ihr Konzertprogramm demzufolge auch „Kontrastissimo“. Zum Dahinschmelzen ist „The Water is wide“, an Aufnahmen von Musikhistorikern erinnert „Ouwe“, „Schlemmerlied“ und „Galizische Tänze“ sind auf jedem Mittelaltermarkt gut aufgehoben, und von ersterem gibt es zum Schloss noch eine rockige „Party-Headbang-Fun-Remix-Version“. Aber es ist keine wilde Zusammenstellung von Stilen, die nicht zueinander passen, sondern es ist eine schöne runde Sache und lässt in mir die Vorfreude nicht nur auf ein Lifekonzert, sondern auch auf eine CD mit ein paar Stücken mehr aufkommen. Laut Info von Ulrich Joosten haben sie seit der CD-Aufnahme auch noch kräftig geübt und ihre Qualität verbessert. Nun, was ist besser als sehr gut?

Trackliste:
1. Schlemmerlied (trad.)
2. The Water is Wide (trad.)
3. Galizische Tänze (trad.)
4. Ouwe (Walther von der Vogelweide / Ougenweide)
5. Madame Goulou (Grasshoff / Götze-Wittschier)
6. Majn Rueplatz (Lishner / Rosenfeld)
7. Bonus-Track: Schlemmerlied (Party-Headbang-Fun-Remix)

Früher Gambriuns-Rezi von mir:
Gambrinus am 19.11.2005 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-gambrinus-beim-folk.html bzw. http://tinyurl.com/ajj9e

MAS

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II.8.) CD-Rezension: Jens Kommnick. Síúnta
(geschrieben am 20.12.2008)


Eigenverlag 2008. www.jenskommnick.com
13 Tracks, 50:52 mit deutschen und englischen Infos, Fotos und Noten eines Stücks


Erste Solo-CD des keltophilen Multitalents aus Nord-Niedersachsen

Nach ich weiß nicht wie vielen CDs, bei denen Jens Kommnick aus Wremen an der Waterkant mal hinter- mal vordergründig mitmusizierte präsentiert er nun seine erste Solo-CD. Aber so richtig solo ist sie nun auch wieder nicht, denn ähnlich wie Olaf Sickmann in seinen ersten beiden Solo-CDs bedient sich Jens hier bei vielen Stückendes technischen Tricks des Overdub, so dass er scheinbar zeitgleich mehrere Instrumente spielt, so dass es sich wie ein Duo, Trio oder noch mehr anhört. Das ist nicht bei jedem Stück der Fall, und wenn er sich auf ein Instrument beschränkt, dann auf die Gitarre. So ist im Büchlein zu den Instrumenten auch vermerkt: „Guitar plus bouzouki, mandolin, celtic harp, lute, fiddle, viola, cello, frettless bass, piano, uilleann pipes, tin whistle and low whistle“ (Dass vor dem „and“ kein Komma steht, ist so im Büchlein und nicht meine Schuld). So zeigt er sich also hauptsächlich als Gitarrist und entlockt diesem Instrument so verträumte, filigran und doch auch rhythmische Töne, dass es ein Hochgenuss ist, ihm zu lauschen. Und manchmal hört es sich an, als spiele er zwei Gitarren gleichzeitig. Sieben der 13 Stücke hat er selbst komponiert, die anderen sind traditionell oder von Barockkomponisten wie John Dowland und Georg Phillip Telemann oder von dem irischen Musiker Dermot Lernihan. Die Eigenkompositionen sehr komplex, weniger Volks- als Kunstmusik, wenn man diese Schubladen verwenden will. Aber auch die Traditionals sind dermaßen fein geschnitten, dass es viel eher Haute cusine als Bauernfrühstück ist. So wird zwischen traditionellem, folkigen, barocken und eigenem Stoff ein weiter Bogen gespannt, der zugleich die Verwandtschaft all dieser Musikstile offenbart.
Der Plattentitel „Síúnta“ heißt übrigens Klang, Maserung, Schicht und hat noch andere Bedeutungen, und ist gälisch.

Es zeigt sich, hier ist ein Meister am Werk, der sich wohl mal vorgenommen hat, weder im Team unterzugehen, noch seinen Mitmusikern die Show zu stehlen, sondern mal alleine zu spielen. Nur singen tut er nicht auf dieser Scheibe, obwohl er das ja auch kann, wie Iontach-Fans wissen.

Trackliste:
1. Tha Cat in the Bodhrán / The Welder
2. The Crossing
3. Teacht an Earraigh
4. Concerto for 4 Violins (Allegro) (Georg Phillip Telemann)
5. Sandman’s Dance
6. Salt´n de Meres (trad.) / Marcha d’Arnao (trad.) / Marche de San Roque (trad.)
7. Jimmy Neary’s Jig (trad.) / The Ferris Wheel
8. The Oak
9. Alla Gossar
10. O’Connell’s Trip to Parliament (trad.) / The Milkmaid (trad.) / Corofin Departure (Dermot Lernihan)
11. Mrs. Nichols Almand (John Dowland)
12. Dans Louen / Blennieù Enez Eusa
13. Along Silver Lines

Frühere Rezi zu Jens Kommnick von mir :
CD: Iontach. The Half Gate
In: Folker! 06.04, S. 81.
online: http://www.folker.de/200406/bescd.htm#03
CD: Peter Kerlin with Jens Kommnick. Dancing Days
(Eigenverlag) 2005. In: Folker! 01.06., S. 87.
online: http://www.folker.de/200601/rezi-d.htm#03
Iontach am 17.3.2006 im Feuerschlösschen in Bad Honnef
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-iontach-am-1732006-im.html bzw. http://tinyurl.com/jtzxq
2. Celtic Attractions Festival am 26.5.2006 im Zirkuszelt im Kinder- und Jugendzentrum Köln-Weiß
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-2-celtic-attractions.html
CD: IONTACH. jiggin’it
In: Folker! 06.07, S. 85
online: http://www.folker.de/200706/rezi-d.htm#04

MAS

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II.9.) CD-Rezension: Iontach celebrate Christmas. Flight of the Wren
(geschrieben am 22./23.12.2008)


Eigenverlag 2008. www.iontach.de
9 Tracks, 27:10 mit deutschen und englischen Infos und Zeichnungen


Irische Weihnachten an der deutschen Waterkant


Wer auf der CD „Síúnta“ den Gesang vermisst, der kommt bei dieser Iontach-CD wieder voll auf seine Kosten. Der erste Sänger auf dieser Scheibe ist indes ein Gastmusiker, und zwar ein namentlich nicht näher benannter Zaunkönig (engl. wren). In Irland soll es nämlich einen eigenartigen Weihnachtsbrauch gegeben haben. Und zwar sollen dort am 2. Weihnachtsfeiertag, dem Stephen’s Day nicht nur, wie Thomas Loefke es ja immer wieder erklärt, erstklassige Sessions stattfinden, sondern – zumindest früher – sollen die Jugendliche an diesem Tag Zaunkönige gejagt haben, und zwar aus einem ähnlichen Grund, aus dem wir heute so Martinsgänse essen. Geht der Martinsgansbrauch nämlich darauf zurück, dass es Gänse gewesen sein sollen, die Martin, als er sich vor seinen Verfolgern in einem Stall versteckte, durch ihr Schnattern „han verraten, deshalb tun wir sie braten“, wie es in einem alten Lied heißt, so war es bei Stephan ein Zaunkönig, der ihn verraten haben soll, als dieser sich vor seinen Häschern in einem Ilexstrauch versteckte. Nun, wem auch immer sei Dank, haben sich die Iren mittlerweile von kollektiven Schuldzusprechungen und Zaunkönigpogromen verabschiedet und behielten von dem grausamen Brauch nur noch die schönen Bestandteile übrig, vor allem die Musik. Und davon gibt es reichlich auf dieser Weihnachts-CD von Iontach. Vortrefflicher mehrstimmiger Gesang auf Englisch und Gälisch, zwischendurch flotte Instrumentals, die auch alle mehr oder weniger was mit Weihnachten zu tun haben, und der Besinnlichkeit auch etwas Temperament verleihen, und alles ausführlich auf Englisch und Deutsch im Büchlein erklärt. Beste Iontach-Qualität, mehr braucht eigentlich nicht gesagt zu werden.

Wer die Bandmitglieder noch nicht kennt, lese sie hier nach:


Und hier ist die Trackliste:
1. Wren Song Doubled
2. Don Díche Úd I mBeithil
3. Star of the Holly Clan
4. Sans Day Carol
5. Sussex Carol
6. Mummering the Day after Christmas
7. Enniscorthy Carol
8. Flight of the Wren
9. Coventy Carol

Meine früheren Iontach-Rezis sind oben unter der Síúnta-Rezi aufgeführt.

MAS

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II.10.) CD-Rezension: Div.: Liederleute. Nord-Ost Süd-West
(geschrieben am 23.12.2008)


Blackbird Café Berlin Records 2008. www.bcb-records.de
mit freundlicher Unterstützung von Profolk www.profolk.de
14 Tracks, 65:06 mit deutschen und Fotos


Deutsche Lieder mit und ohne Regionalbezug

Für diese CD müsste ich mir eigentlich mehr Zeit nehmen, bevor ich was über sie schreibe, denn sie beinhaltet 14 Lieder von sieben deutschen Liedermacher(inne)n, und da müsste ich auch auf die Texte eingehen. Aber ich möchte den Rundbrief nicht noch weiter hinaus zögern, und weiß noch nicht, wann der nächste kommt, so dass ich jetzt was schreibe, und wenn mir später noch was einfällt, liefere ich es nach.

Rein melodisch kommen mir die beiden Lieder des Norddeutschen Kay Kankowski sehr schlagermäßig vor, und inhaltlich auch mehr oder weniger. Michael Günter bringt mit rockiger Stimme und Instrumentbegleitung recht skurille Texte zu Gehör: „Schaust du in deinen Sarg, dann lieg ich schon drin“, „Du bist das Reh, auf das ich schieße, ich hab’ dich nie geschont“. Christoph Knop singt Blues, die der Musikgattung alle Ehre machen: „Nicht das Fernsehprogamm, nur dein Chef macht dich an“ und „Mir geht’s gut, keiner kann mir helfen“. Reggaemäßig kommt Paul Bartsch daher und sehnt sich in die Zeit zurück, in der es ihm nicht so gut gegangen ist, wie heute, um dann die Ballade vom Zauberlehrling in schöner Lagerfeuertonart zum Besten zu geben. Walter Liederschmitt, na über den brauche ich hier nichts zu schreiben, außer dass er auf dieser Scheibe nicht moselfränkisch, sondern hochdeutsch – oder standarddeutsch, wie ich es nach Schweizer Vorbild lieber sage, weil das nicht so wertend klingt – singt, wobei sein bretonisch gesprochenes Intro zu „Meine Heimat“ irgendwie klingt, als käme er aus einer ganz anderen Welt als die anderen Musici dieser Scheibe, und ja, da ist was dran, und das mag ich an ihm! Bei „Des Meeres und der Liebe Wellen“ singt Uwe Heil mit, wenn ich es richtig heraus höre, was aber nicht vermerkt ist. Die einzige Liedermacherin der Partie gibt sich sozialkritisch und betrauert das Schicksal des ausgemusterten Arbeiters Horst im Stil zwischen Berthold Brecht und französischen Chansons, mit Viervierteltakt beim eigentlichen Text und Dreivierteltakt im Refrain, sehr schön! Eric Beisswenger schließlich beendet die CD mit einem sehr sehnsuchtsvollen Lied und ganz am Schluss mit den passenden Worten: „Es ist viel zu schnell aus, Ende, Schluss, vorbei! Das war’s!“

Trackliste:
1. Da gibt es noch mehr – Kay Kankowski
2. Dünenlandschaft – Kay Kankowski
3. Sing ein Lied für mich – Michael Günther
4. Stille Flut – Michael Günther
5. Wenn das Wasser umschlägt – Christoph Knop
6. Mir geht’s gut – Christoph Knop
7. Manchmal – Paul Bartsch
8. Zauberlehrling – Paul Bartsch
9. Meine Heimat – Walter Liederschmitt
10. Des Meeres und der Liebe Wellen – Walter Liederschmitt
11. Die Ballade vom Horst – Dorle Schaubreitner
12. Cecile – Dorle Schaubreitner
13. Ich warte auf ein Zeichen – Erik Beisswenger
14. Aus, Ende, Schluss, Vorbei – Erik Beisswenger

Links zu den Seiten der Sänger(innen):
www.tosse.de
www.baenkelsaenger.de
www.chknop.de
www.zirkustiger.de
www.liederschmitt.de
www.dorle-schaubreitner.de
www.erikbeisswenger.de

Zu Walter Liederschmitt habe ich ja schon des öfteren was geschrieben, nämlich:
Woltähr. Trierer Venus
Woltähr. Trier by night
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/07/cd-rezension-wolthr-trierer-venus.html bzw. http://tinyurl.com/axchx
und
http://www.folkig.de/reviews/woltaehr.php3
Woltähr. Trier night & day. bonus tracks 2001 – 2005
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/cd-rezension-wolthr-trier-night-day.html bzw. http://tinyurl.com/9ype6
Walter Liederschmitt & Andreas Sickmann. Treverer Barden. Trier/Mosel
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/cd-rezension-walter-liederschmitt.html bzw. http://tinyurl.com/977wx
Woltähr. Mir schwaeze Platt
online: http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2007/09/cd-rezension-wolthr-mir-schwaeze-platt.html
und auch in Folker! 06/07, S. 86
online: http://www.folker.de/200706/rezi-d.htm#09

MAS


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III.) off-topic: Berichte aus dem Interreligiösen Rundbrief Nr. 131
III.1.) Nachbarschaft im Islam und Christentum - Veranstaltung in der Moschee An der Esche am Tag der offenen Moschee in Bonn

Im Netz unter:
http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=865#c1861

von Michael A. Schmiedel

Auch am 18. Jahrestag der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zu einem ist weder diese Wiedervereinigung zu einem alle zufrieden stellenden Ende gekommen, noch ist die deutsche Gesellschaft mit all den unterschiedlichen Migrations- und anderen Hintergründen ihrer Mitglieder so zusammen gewachsen, dass es kein „wir“ und „ihr“ im Sinne eines „wir Deutschen“ und „ihr Anderen“ mehr gäbe. Der Prozess ist weiterhin im Gang und das Ende nicht absehbar.

Ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses ist der alljährlich am Tag der Deutschen Einheit stattfindende Tag der offenen Moschee, an dem deutschlandweit cirka 1000 Moscheen ihre Türen für Nichtgemeindemitglieder, insbesondere für Nichtmuslime öffnen. Oft gibt es ein besonderes Programm, wie einen Vortrag, ein Podiumsgespräch, ein Konzert oder anderes.
Die zur DITIB gehörende Moschee An der Esche in Bonn bot dieses Jahr in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk Bonn, der EMFA-Integrationsagentur und dem Bonner Institut für Migrationsforschung e.V. (BIM) ein Podiumsgespräch zum Thema „Nachbarschaft im Islam und Christentum“. Auf dem Podium saßen Hidir Celik von der EMFA und vom BIM, Rainer Kaps vom KBW, Coletta Manemann, die Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn, Mehmed Aksar von der Moschee An der Esche, der neue Imam der Moschee und Tekin Celiköz, ein Muslim, der nicht der Gemeinde angehörte.
Manemann erklärte, dass vor allem im Bonner Norden sehr viele verschiedene Ethnien mit- aber auch nebeneinander lebten. Das Nebeneinander, die Trennung unterschiedlicher Lebenswelten empfänden vor allem alte Leute und Mütter mit Kindern als sehr intensiv. Wünschenswert sei so etwas wie ein Stadtteilzentrum, in dem sich alle treffen könnten, aber das sei unrealisierbar. Wichtig sei deshalb einfach das Sich-Öffnen füreinander. Wichtig für Religionsgemeinschaften wie zum Beispiel Moscheegemeinden sei es, die Nachbarn rund herum einzuladen, auch nichtreligiöse.

Celiköz betonte, im Islam gebe es Nachbarschaftspflichten, wie die, seine Nachbarn gut zu behandeln, ihnen zu helfen, ihnen bei Krankheit beizustehen, ihnen nicht nachzuspionieren, und das unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Wichtig sei es, dass Nachbarn im gegenseitigen Vertrauen leben können.

Akzar, der in der Moscheegemeinde für Öffentlichkeits- und Jugendarbeit zuständig ist, erzählte von einer Fragebogenaktion in der Bonner Altstadt, bei welcher die Leute über ihre Empfindungen bezüglich der Präsenz so vieler Ausländer in der Stadt befragt wurden. Die Antworten seien positiver als erwartet ausgefallen. Eine deutsche Studentin habe sich aber darüber beschwert, dass sie von ihrem türkischen Vermieter als Frau nicht ernst genommen fühle. Akzar sagte aus der Perspektive eines Familienvaters, dass der Kontakt zu Nachbarn am besten über die Kinder laufe.

Celik sagte, wichtig sei es, sozialraumorientiert zu arbeiten, womit er meinte, auf der Stadtteilebene. Wir sollten für eine respektvolle, aufgeklärte und vorurteilsfreie Gesellschaft arbeiten und zudem perspektivisch auf die Zukunft ausgerichtet.

Es kamen auch Fragen und Beiträge aus dem Publikum. Zum Beispiel wurde das Problem der im Ramadan fastenden Jugendlichen angesprochen, die in dieser Zeit keine volle Leistung in der Schule und beim Sport bringen könnten. Manemann sagte, dass dieses Problem in letzter Zeit sehr häufig angesprochen werde. Akzar erklärte, dieses Problem müsse auf der Ebene des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland behandelt werden, denn nur der sei befähigt, verbindlich für alle Muslime in Deutschland zu sprechen. Wichtig sei es aber, dass die Erwachsenen, die Eltern und Lehrer darüber ins Gespräch kämen und dass das Problem nicht auf dem Rücken der Jugendlichen ausgetragen werde.

Akzar hielt uns Deutschen auch den Spiegel vor, in dem er sagte: Die Deutsche wollten immer als Individuen angesprochen werden, während die Ausländer gerne anhand einiger Merkmale in einen Topf würden. Wichtig sei es, detailliert und differenziert hinzugucken.
Ein anderes Problem sei das Problem der mangelnden Beherrschung der deutschen Sprache vor allem bei türkischen Frauen. Die von mehreren Institutionen angebotenen Sprachunterrichte würden zu wenig nachgefragt. Celiköz meinte, die Angebote seien oft zu wenig auf die Bedürfnisse der Frauen zugeschnitten. Es fehle zum Beispiel an Kinderbetreuungen zu dieser Zeit. Ansonsten seien gerade die Frauen daran interessiert, deutsch zu lernen. Celik sagte, ein türkisches Sprichwort sage sogar: Jede Sprache, die man lernt, eröffnet neue Welten und neue Türen.

Der neue Imam der Moschee An der Esche spricht jedenfalls noch kein Deutsch. Aber er hatte eine Begrüßungsrede auf Deutsch auswendig gelernt. Alle Achtung!

Somit ging das Gespräch eigentlich weniger über Christentum und Islam, als über Einheimische und Migranten. Gerade für Migranten in der Diaspora, so erklärte Kaps, sei aber die Religion ein wichtiger Stabilitätsfaktor.

Wir saßen anschließend noch gemütlich beim Tee zusammen. Nachbarschaft kann sehr schön sein, wenn man es will. Schade nur, dass keine weiblichen Gemeindemitglieder zu der Veranstaltung gekommen waren, während Frauen unter den Gästen die Mehrheit bildeten.

MAS

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III.2.) "Absender Islam: Ein Brief an die christliche Welt. Öffentlicher Vortrag und Podiumsdiskussion zum 1. Jahrestag der Veröffentlichung 'A common word between us and you'" am 13.10.2008 in der Uni Bonn

im Netz unter:
http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=874 mit Fotos!

Von Michael A. Schmiedel, M.A. mit Unterstützung von Dr. Jeannette Spenlen


Das Zentrum für Religion und Gesellschaft ZERG der Universität Bonn lud am 13. Oktober in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Forum Bonn, dem Katholischen Bildungswerk Bonn und dem Rat der Muslime in Bonn zu einem überaus spannenden Vortrags- und Diskussionsabend in den ehrwürdigen Festsaal der Uni ein. Der Zulauf der Interessierten war so groß, dass noch Stühle herein getragen werden mussten.

Der Islamwissenschaftler Prof. Dr. Stephan Conermann von der Uni Bonn führte moderierend durch den Abend, sein Vorvorgänger auf dem Lehrstuhl für Islamwissenschaft Prof. em. Dr. Stefan Wild hielt den Hauptvortrag, auf den Prof. Dr. Jamal Malik, Islam- und Religionswissenschaftler von der Universität Erfurt eine Respons vortrug. Zusätzlich standen anschießend Dr. Thomas Lemmen vom Referat für den Interreligiösen Dialog des Erzbistums Köln und von der Christlich-Islamischen Gesellschaft und Prof. Dr. Günter Röhser, evangelischer Theologe an der Universität Bonn für Kommentare und Fragen zur Verfügung.

Stefan Wilds Vortrag analysierte die Reaktion von muslimischer Seite auf die berühmt-berüchtigte Rede von Papst Benedikt XVI. an der Uni Regensburg im Dezember 2006. Der Papst hatte damals einen byzantinischen Kaiser zitiert, der sich sehr despektierlich über den Propheten Muhammad und die von ihm gestiftete Religion, den Islam, geäußert hatte. Der Islam sei eine Religion der Gewalt und der Unvernunft, von der nur Böses kommen könne. Muslimische Protestdemonstrationen und sogar Mordanschläge auf Christen gingen anschließend durch die Medien. Auch erwähnt wurde, dass eine Delegation muslimischer Gelehrter eine Audienz beim Papst erhielt. Aber was es nun damit genauer auf sich hatte, das ging im Wust der Horrormeldungen unter.

Es waren zunächst 38 Gelehrte, die noch 2006 einem Ruf des jordanischen Königshauses in Amman folgten, und einen Brief an den Papst, diverse andere christliche Oberhäupter und die ganze Christenheit verfassten, dem sich später, am 13.10.2007, dem letzten Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan, 100 weitere Gelehrte anschlossen. Es waren Muftis aus verschiedenen europäischen und asiatischen Ländern, Sunniten und Schiiten und die Dekanin der Mädchenabteilung für Theologie an der ägyptischen Al-Azhar-Universität. darunter. In diesem Brief riefen sie zu “einem gemeinsamen Wort zwischen uns und euch” auf. Der Brief war in einem freundlich-kritischen Ton und ohne jede Polemik verfasst. Die Verfasser riefen die Christen dazu auf, den Koran genau so zu respektieren, wie sie die Bibel respektierten und nannten die Gottes- und Nächstenliebe als wesentliche Gemeinsamkeiten der beiden Religionen.

Wild betonte, dass dieses Unterfangen einen bislang so nicht gekannten muslimisch-ökumenischen Geist zeige, wenn es auch zu bemerken war, dass Vertreter des türkischen Islam ganz fehlten und von deutschen Muslimen nur Murad Hoffmann den Brief unterschieben hatte, nicht aber eine Größe wie Tariq Ramadan. Wild fragte auch etwas kritisch nach, ob denn die Nächstenliebe im Koran tatsächlich eine Rolle spiele, die der im Neuen Testament der Bibel entspreche. Die Gelehrten haben dieses Doppelgebot vor allem aus der Hadith-Literatur abgeleitet. Als weiteren Kritikpunkt nannte er die Anknüpfung der Formulierung des gemeinsamen Wortes an in der muslimischen Geschichte häufige Formulierungen, die zum Übertritt zum Islam aufriefen.

Aufrufe zum Dialog hat es laut Wild von muslimischer Seite immer gegeben, aber dass im Gefolge des Briefes der 138 sogar das Saudische Könighaus den Dialog unterstützt, das sei doch eine unerhörte Neuigkeit. Aber tatsächlich luden diese Vertreter des strengen wahabitischen Islam im Juli 2008 zu einem großen interreligiösen Treffen nach Madrid ein. Diese Wirkung des Briefes brachte es mit sich, dass er als ein Meilenstein oder gar als ein Quantensprung der islamisch-christlichen Beziehungen bezeichnet wurde, vor allem da das Verhältnis einen erschreckenden Tiefpunkt erreicht hatte, was auch mit der US-amerikanischen Außenpolitik zusammen hängt. Einige evanglikale und anglikanische Geistliche trauten dem Brief aber nicht und wiesen besonders die Behauptung zurück, Muslime und Christen verehrten den selben Gott. Auch jüdische Kreise, an die, als Teil der Gläubigen, der Brief auch adressiert war, reagierten teils begeistert, teils eher vorsichtig.

Wild beendete seinen Vortrag mit der Frage, ob der Dialog auf dieser hohen akademischen Ebene auch die Probleme der Gläubigen im Alltag lösen könne. Dieser Dialog habe einen symbolischen Charakter, aber die sozialen Probleme seien oft handfester. Nichtsdestotrotz stehe es um den Dialog nun besser als vorher.

Jamal Malik machte in seiner Response darauf aufmerksam, dass die Rede des Papstes auf ein viel größeres Medieninteresse gestoßen war als der Brief der muslimischen Gelehrten. In neun Punkten raisonierte er über die Rede, den Brief und die Folgen. Die Regensburger Rede habe wohl deshalb so viel Widerhall verursacht, weil sie gegen die Marginalisierung von Religion in der modernen Gesellschaft argumentierte. Sie betone einen Diskurs der Religionsgemeinschaften, um sich selber nach außen zu festigen. Die Rede sei von einem Kulturpessimismus gekennzeichnet. In der Folge zeige sich nun aber ein Sich-öffnen zweier bisher monolitischer Glaubensblöcke. Die Muslime wechselten von einem vom Kolonialismus geprägten Abgrenzungsdiksurs zu einer Erfindung gemeinsamer Normen. Die Abgrenzung bleibe aber in der Formulierung “zwischen uns und euch” noch bestehen. Die Frage nach der eigenen Identiät sei ein sehr wichtiges Instrument der Integrationspolititk. In vielen Diskursen würden Muslime “islamisiert”. Aber plurale Identiäten bedeuteten Ambivalenzen und auch Chancen. Malik verwies auf Martin Bubers Ansicht, dass man nur über das Du zum Ich gelangen könne.

Thomas Lemmen betonte, dass der interreligiöse Dialog nicht erst mit dem Brief der muslimischen Gelehrten begonnen habe, dieser aber eine hohe symbolische Wirkung habe. Er sei von Respekt und Sorge um das Seelenheil geprägt und ermutige die Muslime, die sich schon im Dialog engagierten, das auch weiterhin zu tun. Er war im Juli 2008 bei dem schon erwähnten vom saudischen König organisierten interreligiösen Treffen in Madrid dabei gewesen und meinte, auch das Gegenseitige Händeschüttlen von Religionsvertretern, die sich bisher noch mit großen Vorbehalten gegenübergestanden hätten, sei von großer symbolischer Bedeutung. Von deutschen Muslimen werde der Brief noch nicht so sehr rezipiert, weil diese zumeist türkischstämmig seien. Aber die Verlautbarungen aus der Türkei würden dem Brief der Gelehrten nicht widersprechen und es gebe bei der DITIB viel Nachdenken über den ihn.

Günter Röhser lobte Sorgfalt, mit der in dem Brief religiöse Texte miteiander verglichen worden sind. Bis in feinste Verästelungen würden Bibel- und Koranstellen miteinander verglichen und hermeneutisch bearbeitet aus dem Interesse heraus, einen “common ground”, einen gemeisamen Grund beider Bücher als Ausgangspunkt zu finden.
Ob nun die Gottes- und Nächstenliebe tatsächlich die Mitte oder das Wesen der beiden heiligen Bücher ausmache, sei eine müßige Frage. So oft kämen beide Werte in beiden Büchern gar nicht vor, aber darum gehe es auch gar nicht. Die Autoren des Briefes hätten das Interesse, Gemeinsamkeiten zu finden, die freundliche Seite der Texte hervorzuheben und unheilvollen Traditionen zurückzustellen.
Das sei vielleicht nicht das Wesen der Texte, aber sehr wichtig. Dieses Gemeinsame sei weniger dogmatischer als religiös-ethischer Natur. Es werde zu einem Verhalten eingeladen, unddies sei ein Beitrag zum Weltfrieden. Auch wenn zum Beispiel die Religionsfreiheit aus Bibel und Koran hergeleitet würden, sei das zwar nicht so einfach, aber zeuge vom guten Willen der Autoren.

Die anschließende Fragerunde zeigte, dass der Dialog noch nicht sehr tief begründet ist. So fragte ein Zuhörer, warum Christen für Greueltaten aus der Vergangenheit um Entschuldigung bäten, Muslime aber nicht. Wild antwortete, Schuldbekenntnisse seien zwar in der christlichen Religion üblicher als in der islamischen, aber sehr wohl gebe es solche auch. Wichtiger als Vergangenes zu bedauern sei aber das Vorausdenken in die Zukunft und da sei Selbstkritik wichtiger als Kritik an anderen. Auch wurde nach der historisch-kritischen Forschung gefragt, die Christen mit der Bibel viel intensiver betrieben als Muslime mit dem Koran. Röser sagte, auch bei Muslimen sei da viel in Bewegung. Der Fall Kalisch ist aus der Sicht von Malik, der darin mit Prof. Dr. Gudrun Krämer von der FU Berlin übereinstimmt, besonders diffizil, weil Prof. Dr. Muhammad Sven Kalisch Religionslehrer ausbilde, und diese nicht nur eine historisch-kritische, sondern eine dogmatische Ausbildung erhielten, und da komme es zu Widersprüchen. Solange man dogmatische Ausbildungen für wichtig halte, komme man aus diesen Widersprüchen auch nicht heraus.

Soweit mein Bericht über diesen Vortrags- und Diskussionsabend. Wer nun neugierig geworden ist, was denn die 138 Gelehrten im Wortlaut geschrieben haben und nach guten Übersetzungen aus dem Arabischen sucht, sei auf die englische Übersetzung verwiesen, die, wie Wild meint, besser sei als die Deutschen Übersetzungen, die es auch gibt.
Diese findet man hier: http://www.acommonword.com/

Wer die Redes des Papstes nochmal im Wortlaut lesen möchte, findet sie her: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=94864

Und wer sich über die Veranstalter des Abends informieren möchte, kann das hier tun:

ZERG:
http://www.uni-bonn.de/www/zerg.html
Evangelisches Forum Bonn:
http://www.ekir.de/bonn/KKBonn_Kirchenkreis_28845.asp
Katholisches Bildungswerk Bonn:
http://www.erzbistum-koeln.de/bildungswerk/bonn/
Rat der Muslime in Bonn:
http://muslimrat-bonn.de/

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III.3.) Gemeinsam auf dem Friedensweg – 25 Jahre Dialog der Religionen in Witten – am 18.10.2008

in Netz unter:
http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=903 mit Fotos!

von Michael A. Schmiedel

Seit 1983 gibt es in Witten im Ruhrgebiet einen funktionierenden interreligiösen Dialog, der damals als christlich-muslimischer begann, sich aber bald auf Juden, Buddhisten, Hindus, Sikhs und Baha’i ausdehnte. Das so entstandene Forum Religiöser Begegnung (FRB) trat 1992 der World Conference on Religion and Peace (WCRP), heute Religions for Peace (RfP) bei. Von Anfang an war der evangelische Pfarrer Dietrich Schwarze der “Haupträdelsführer” und ist es auch heute noch, eine Kontinuität, die sich ausgezahlt hat. Am 18.10.2008 feierte die RfP-Gruppe Witten ihr 25-jähriges bestehen mit einem interreligiösen Friedensweg am Nachmittag und einem Festvortrag von Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel am Abend.

Dem Friedensweg vorausgehend fand eine Regionalkonferenz der RfP-Gruppen Witten, Köln/Bonn und Rhein/Main in der Moschee der Bosnischen Muslime statt. Der Friedensweg startete aber an der Katholischen St. Franziskus-Kirche und führte wieder zur Bosnischen Moscheegemeinde, dann weiter zur Gedenkstelle der ehemaligen Synagoge, die 1938 zerstört worden war, zum Islamischen Kulturverein Witten (türkisch), zum Rathausplatz und zuletzt zur evangelischen Johanniskirche, wobei die Gebäude aus Zeitgründen nicht betreten wurden. Zirka 80 Menschen und ein Pudel nahmen an dem Friedensweg teil. Viele trugen Schilder mit dem Namen ihrer Gemeinde oder RfP-Gruppe oder aber für eine Religion, die keine Vertreter dabei hatte. An jeder Station wurden Gebete gesprochen, nicht nur von der Religion, zu der die jeweilige Station gehörte, sondern auch andere, so auch Baha’i- und Hindu-Gebete vor einer Moschee, Sikh-Gebete vor einer Kirche und so weiter. Vor dem Rathaus gab es eine rhythmische Auflockerung in Form eines Trommelkonzertes der Barulheiros de Stockum, einer Band deutscher Jugendlicher, die sich auf brasilianische Trommelmusik spezialisiert haben.

Der Festakt am Abend im Gemeindesaal der Johanniskirche wurde an die Geschichte des interreligiösen Dialoges in Witten erinnert, zum Beispiel auch daran, wie zu Anfang Unmut Vorbehalte und Absolutheitsansprüche alles beherrscht haben und man schließlich herausfand, des es doch klappen kann. Hilfreich dabei waren aber auch ganz konkrete Hilfestellungen beim Umgang mit Behörden und dergleichen, die Dietrich Schwarze den muslimischen Gemeinden gab, denn so konnte Vertrauen wachsen. Grußworte zum Beispiel des evangelischen Superintendenten Ingo Neserke und des RfP-Deutschland-Vorsitzenden Dr. Franz Brendle und der zahlreichen Aktiven bei RfP-Witten leiteten den Festvortrag des Ehrengastes ein.

Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel ist Theologe am Institut für Ökumenische Forschung in Tübingen in dem unter anderem über die Voraussetzungen und Grenzen eines Beitrages der Weltreligionen zu einem globalen Ethos geforscht wird. An diesem Abend sprach er zum Thema: "Jeder Mensch ein Abbild Gottes. Konsequenzen für das Miteinander der Religionen“. Er verglich dabei die jüdisch-christliche Vorstellung vom Menschen als Ebenbild Gottes mit der muslimischen Vorstellung vom Menschen als Stellvertreter (Khalif) Gottes auf Erden. Somit war sein Vortrag abrahamitisch-ökumenisch angelegt, aber Kuschel legte Wert darauf, andere Religionen nicht ausschließen zu wollen, sondern nur exemplarisch zu reden. Er verwies darauf, dass die im Grundgesetz garantierte Unantastbarkeit der menschlichen Würde einen metaphysischen Hintergrund habe, nämlich das Unantastbare schlechthin. Gott habe in allen drei abrahamitischen Religionen dem Menschen einen Herrschaftsauftrag über die Erde gegeben. Dieser Auftrag sei kein Freibrief, sondern ein Verantwortungsauftrag. Der Koran betone dabei eher das kollektive Menschsein, die Bibel das individuelle, aber in beiden Schriften komme die Beschwerde der Engel bei Gott über diese Hochschätzung des Menschen vor. Gott aber vertraue dem Menschen, er gehe das Risiko Mensch ein.
Lange hätten Muslime und Christen die Gottesebenbildlichkeit und die Gottesstellvertreterschaft des Menschen polemisch gegeneinander ausgespielt, aber im Grunde ergänzten sich beide Konzepte einander sehr sinnvoll. Es gebe eine gemeinsame jüdisch-christlich-muslimische Agenda, die das Geschaffensein des Lebens und so auch des Menschen, die Unvollkommenheit des Menschen zwischen Paradies und Fremdheit, Versagen und Sterblichkeit, verbunden mit dem Appell zur Umkehr auf den Weg Gottes und die Verteidigung der Würde des Menschen beinhalte. Zwar sei das Wort „Würde“ griechischen Ursprungs und komme so weder in der Bibel noch im Koran vor, aber das worum es geht sei in beiden Büchern grundgelegt. Die menschliche Würde komme von Gott. Kein Mensch könne von sich aus sich oder einem anderen Menschen Würde verleihen, aber auch nicht aufkündigen. Die Würde sei kein Attribut des Menschen, keine Eigenschaft und auch kein Handeln des Menschen, sondern ihre Begründung liege im Unantastbaren schlechthin. Der Mensch sei kein Satz aus Bausteinen, sondern eine persönliche Idee Gottes.
Kuschel verwies am Ende seines Vortrages auf den jüdischen Komponisten Leonard Bernstein, der eine Komposition nach dem jüdischen Totengebet Kaddisch benannt habe, in der er Gott wegen der Verfehlungen der Menschen um Vergebung bitte und letztlich Gott darüber trösten wolle, dass sein Geschöpf so sei wie es ist. Der Mensch sei das größte Risiko Gottes, so dass man mit Gott Mitleid haben müsse. Wichtig sei der Glaube an das, was immer wieder zerstört werden kann.

Der letzte Satz klingt noch lange nach. Wir empfindlich ist das interreligiöse Dialog, das Gespräch und das Miteinanderleben von Menschen, die sich die Welt und den Sinn des Lebens unterschiedlich erklären und so verschiedene Vorstellungen davon haben, wie man richtig lebt und wie man nicht leben darf! Man kann leicht den Glauben daran verlieren, dass er möglich ist. Dieser Tag in Witten aber macht Mut, es immer wieder zu versuchen und dabei auch Risiken einzugehen.

Ein paar Links zum Weiterstöbern:
Religions for Peace Witten: http://www.wcrp-witten.de/
Barulheiros de Stockum: http://www.barulheiros.de/
Karl-Josef Kuschel: http://www.uni-tuebingen.de/uni/ogg/html/kuschel.htm

PS: Aufgrund leerer Batterien konnte ich nicht alles digital fotografieren, habe aber noch Dias.

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III.4.) Gedanken zum 70. Jahrestag der Reichkristallnacht

Dieser Text ist ganz neu und noch nicht auf der Migrapolis-Seite, kommt aber spätestens am Mittwoch drauf.

von Michael A. Schmiedel

In der Nacht vom 9. auf den 10.11.1938 brannten in Deutschland die Synagogen, angezündet von Nazis und Mitläufern. Das war der erste Massengewaltakt gegen die jüdische Bevölkerung Deutschlands, der in den darauf folgenden die Massenmorde der Schoah folgten.

In Berlin gedachten nun Würdenträger von Staat und Gesellschaft dieser Gräueltaten, verbunden mit der Einweihung einer neuen Synagoge. Ist jetzt alles wieder normal?

Ja und nein! Ja, es ist wieder alles normal in einem doppelten Sinne, zunächst dem, dass Juden heute hier in Deutschland frei und sicher leben können, als normale, gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft, nein in dem Sinne, als es noch immer oder schon wieder Nazi gibt, denen das nicht passt und die einer rassistischen und fremdenfeindlichen Ideologie nachhängen. Aber auch in einem zweiten Sinne ja, als gerade das Vorhandensein von Fremdenhass normal ist, auch wenn es nicht normal sein sollte. Ein Freund von mir schrieb mir mal, dass die Toleranz, die ich so gerne predige, die Masse der Menschen überfordere. Das gibt mir zu denken.

Immer wenn ich irgendwo auf einem Bürgersteig vor einem Haus einen oder gar mehrere dieser Stolpersteine aus Messing sehe, überkommt mich eine tiefe Trauer und eine Verzweiflung, wenn ich mir dabei die Situation vorstelle, in der die hier namentlich genannten Menschen von der Gestapo abgeholt wurden. Und als ich kürzlich in Witten und nun auch mal wieder hier in Bonn die Gedenkstelle der 1938 zerstörten Synagoge besuchte, war es genau so. Der Kontrast zwischen dem herrlichen Gebäude, das damals in Flammen aufging und der kleinen neuen Synagoge, die heute in Bonn in der Tempelstraße steht, ist ein schmerzliches Zeichen dafür, dass die jüdischen Gemeinden heute kleiner sind als sie es damals waren. Dass sie nun durch den Zuzug von Juden aus den GUS-Staaten wieder wachsen, tröstet nicht. Ich frage mich, warum passierte das gerade in Deutschland, in dem Land, in dem 300 Jahre zuvor schon mal ähnliches passiert ist, als Hunderttausende von Menschen auf den Scheiterhaufen der Hexenverfolgung verbrannten.

Und nun kommt etwas, was leicht als verharmlosende Relativierung missverstanden werden kann: Ich schaue in die Welt und sehe, dass es nicht nur hier vorkam, sondern quasi überall auf der Welt. Überall gab es Genozide, Pogrome und dergleichen, teils verbunden mit der Eroberung eines Landes durch ein einwandernde Volk oder dessen Armee, teils verbunden mit der fanatischen Abwehr von Menschen, die in das eigene Territorium hinzugezogen sind auf der Suche nach Arbeit, Freiheit, Wohlstand oder sonst wie einem besseren Leben. Im Angesicht dessen scheint mein Freund Recht zu haben. Wären wie Menschen so Fähig zu Toleranz wie ich mir das wünsche, würde so etwas nicht vorkommen, nicht so oft, nicht so häufig. Ich will damit die Schoah nicht verharmlosend relativieren. Die Nazis schafften es, den Massenmord zu einer Industrie zu machen. Das gab es in diesen Ausmaßen sonst nie und nirgends. Sie schafften es, ein ganzes Volk zu Mittätern zu machen, abgesehen von wenigen, die ihr Leben aufs Spiel setzten oder gar opferten, um dagegen anzugehen oder zumindest nicht mit zu machen.

Soziologen und Psychologen haben Erklärungen für solche Phänomene. Man kann sie vielleicht dahin gehend auf einen Punkt bringen: Geht es den Menschen gut, sind sie friedlich, geht es ihnen schlecht, sind die kriegerisch. Und man kann es Menschen auch einreden, dass es ihnen schlecht geht, um sie aufzupeitschen und in eine bestimmte Richtung zu lenken. So gesehen kommt den Wirtschaftern eine besondere Verantwortung zu: Schaffen sie es, den Menschen ein gutes Einkommen zu verschaffen und sie mit Waren und Dienstleistungen, die sie sich leisten können, zu versorgen, dann bleiben die Massen friedlich und dulden auch gerne Menschen in ihrer Nachbarschaft, die anderes leben, anderes glauben, anders reden, sich anders kleiden, anders orientiert sind, eine andere Hautfarbe haben, wo anders her kommen. Fehlt es aber an Lebensmitteln, Geld und so weiter, kommt Neid auf und Missgunst, man sucht Schuldige, geht Demagogen auf den Leim.

Doch abgesehen von dieser Massenpsychologie gilt es auch je für sich selber nach Möglichkeiten zu suchen, sich selbst auch in Krisenzeiten unanfällig für Fremdenhass zu machen. Da kenne ich nur ein Doppelrezept oder ein doppeltes Doppelrezept: Schulung in Liebe und Erkenntnis oder Mitgefühl und Weisheit und zwar in Bezug auf sich selbst und auf die Anderen, also Selbst- und Nächstenliebe und Selbst- und Anderenerkenntnis. Die religiösen und philosophischen Traditionen, Schulrichtungen und so weiter haben in dieser Hinsicht einiges entwickelt, moderne Psychologen und Therapeuten liefern das ihre dazu. Und auch diverse Vereine und Organisationen bieten Möglichkeiten, andere, fremde Menschen in ihrem jeweiligen Sosein kennen und lieben zu lernen.

Nur, da hat mein Freund wohl Recht: Die Massen erreicht man so nicht, das merke ich ja auch, wenn ich diverse Veranstaltungen besuche. Bleibt also eine Kombination von beidem als notwendig: eine gesunde Wirtschaft und das Streben nach Weisheit und Mitgefühl zu fördern. Greift beides, können die Demagogen brüllen und locken wie sie wollen, sie werden keinen Erfolg haben.

Schalom!

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Ja, Schalom, Salam, Pax, Peace, Frieden oder wie auch immer, den wünsche ich Euch allen, in Euch und um Euch herum!

Mit folkigen Grüße,
Euer Michael