Klangwelten Festival 06 am 21.11.2006 in der KAH in Bonn
von Rainer Zellner
KLANGWELTEN 06 (RÜDIGER OPPERMANN)
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KLANGWELTEN 2006
20. Festival der Welt Musik - ein Dialog der Kulturen -
Jubiläumsprogramm
21.11.2006 53113 Bonn Kunst- und Ausstellungshalle 20:00
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Tusch! Schräger Tusch! Kaum zu glauben aber wahr: KLANGWELTEN wird 20 ! Auch im Jubiläumsjahr bleibt das Festival seiner Devise treu: Der Utopie auf die Beine helfen! und präsentiert eine spannende Kombination verschiedenster traditioneller und zeitgenössischer Musikstile der Welt - eine beispiellose, geballte Ladung an hochkarätigen Musikern.Das Konzertprogramm spannt einen weiten Bogen der Klänge: Die musikalische Expeditions-Reise durch 3 Kontinente und 6 Kulturen führt von den archaischen Urklängen der Afrikanischen Savannenjäger über pulsierende Indonesische Gamelan- und Trommelteppiche, herzzerreissende Dudukmelodien und überraschende Akkordeonsounds bis hin zu der funkelnden Klangwelt des Harfenmeisters Oppermann. Afrikanisches Daumenpiano Okembe, Keltische Harfe, Akkordeon, Indonesische Gamelaninstrumente, Armenische Geige, Duduk und Indische Tablas sind durch die Besten ihres Fachs vertreten.... eine bewährte Mischung bekannter Gesichter und Neuer Entdeckungen. Besonders interessant dürfte die erneute Begegnung dreier Percussionsmeister werden. Das Zusammenspiel der Trommler Thakur/Agus/Wahyu riss schon 2001 unser Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Im Jubiläumsjahr gönnen wir uns diese pulsierende Sternstunde der Weltmusik noch einmal. Aber auch die sanft (aber bestimmt) groovenden Webmuster der Okembespieler aus Norduganda mit ihrem magnetisch-bluesigen Gesang laden zum Mitschwingen ein. Zwischen Orient und Okzident schwingen die Wunderbaren Melodien der traditionellen Armeniermusik. Alle Beteiligten präsentieren ihren kulturellen Hintergrund in Reinform, begeben sich aber auch auf den Pfad des Dialogs, einer musikalische Konversation auf hohem Niveau. Neue Kombinationen werden entstehen, die es noch nie gab. Expeditionsleiter Rüdiger Oppermann wird die Stile kurz erklären und moderierend durch das Programm führen.Daß die Kombination Afrikanischer Groove/ Tablas/ Keltische Harfe/Gamelan eine erstaunliche, hinreissende Musik ergibt, wissen wir schon seit den Vorgänger-KW-Festivals, wo diese Klänge bejubelt wurden. Aber es werden auch neue Dialoge entstehen, deren Ergebnis wir noch nicht kennen, deren Potential wir aber erahnen: Avantgarde-Akkordeon über Afrikanischen Rhythmen? Sahel-Fingerpiano meets Keltische Harfe? Neue Asiatische Rhythmusdialoge ? Afrikanische Songs begleitet von der ungewöhnlichsten Welt-Musikgruppe, die man sich vorstellen kann ? Und ausserdem: Gelobt wird KlangWelten auch für hervorragenden Sound und geschmackvolle Bühnendekoration. Das KlangWelten Festival verspricht: ein Fest für Auge und Ohr, unerhörte Klänge und ein einmaliges, spannendes Konzerterlebnis. Übrigens: Passend zum Jubiläum wird R.Oppermann in diesem Jahr der angesehene German World Music Award verliehen. Und: über seineVorbereitungsarbeit für KlangWelten 06 in Afrika wird derzeit ein Film gedreht. Das KlangWelten-Festival hat sich im Lauf seiner 20-jährigen Geschichte unter Rüdiger Oppermanns Leitung zu Deutschland größtem, erfolgreichstem und ältesten Weltmusik-Tournee-Programm entwickelt, mit über 500 Konzerten für ca 1/4 Mio Besucher, mit Musikern aus 30 Ländern, dokumentiert durch ca 40 Stunden Radio- und TV-Mitschnitte.
Die Musiker 2006:
EKUKA GROUP (Uganda): Archaische, schwebend-pulsierende Klänge der Achooli mit Okembe - Fingerpiano, Steppenlieder der Saheljäger
AGUS WAHYU RHYTHM EXPLOSION (Java): Saron (Gamelan), Gendang Trommeln, Suling Flöten, Sanggak Vokal-AkrobatikDUO NAIRI (Armenien) Blues aus dem Wilden Osten auf Duduk und Geige
SERVAIS HAANEN (Niederlande): Accordion Reduced to the Max
RÜDIGER OPPERMANN (Europa): Global Celtic Harp Sounds
JATINDER THAKUR (Indien): Der Meister der Tablas (Indische Trommeln)
EKUKA GROUP (Uganda) Das Trio um den Barden Ekuka kommt aus dem staubigen heißen Norden Ugandas, einer von Bürgerkrieg und Flüchtlingsströmen (aus dem Sudan) gebeutelten Gegend voller karger Naturschönheit, gastfreundlicher Leute und wunderbarer Musik. Das Hauptinstrument, die Okembe, ist ein sehr typisch afrikanisches Instrument, ein Lamellophon, welches es nirgends ausserhalb Afrikas gibt. Die Stimmzungen (aus plattgehämmerten Fahrrad- oder Regenschirm-Speichen) sind auf einem Holzkasten befestigt, der als Resonator dient. Die geniale Anordnung der Töne erlaubt das Spielen ineinander verzahnter, spiraliger, pulsierender Strukturen, alternierend zwischen Melodie-, Bass- und Begleittönen. Dabei werden nur die Daumen zum Zupfen benutzt (daher der Begriff Daumenpiano). Mit diesen tänzerisch schwebenden Klängen werden die zwei- bis dreistimmigen Lieder begleitet, zwischen Blues, Geschichtenerzählen und Tanzliedern. Julius Ekuka - Okembe, vocJohn Opio - Okembe, vocTom Oguti - Bul (Trömmelchen)
AGUS WAHYU RHYTHM EXPLOSION (Java) Die beiden Musiker verblüffen mit überwältigender Trommeltechnik auf ihren Gendang-Trommeln, einem Set aus 6 gestimmten Trommeln, Saron-Metallophonen und Sanggak-Vokalakrobatik, der indonesischen Trommelsprache. Agus und Wahyu gehören zur jungen Elite der altehrwürdigen Gamelan-Musik in Java (Indonesien). Sie stehen für hohe Präzision, ausgefeilte Arrangements, Witz, treibende Grooves, Spontanität und Professionalität. Auf den Metallophonen spielen sie die magisch-verzaubernden Klangkaskaden der Sunda-Gamelans, zahnradmäßig ineinander greifende minimalistische Strukturen. Agus und Wahyu stammen beide aus Musikerfamilien in West-Java. Sie studierten an der Hochschule für traditionelle Musik in Bandung. Beide spielen in einer Vielzahl von traditionellen und modernen Gruppen in Indonesien und haben auf zahlreichen CD-Produktionen mitgewirkt.Agus Supriawan unterrichtet mehrere Monate im Jahr an Musikhochschulen in Australien, Neuseeland , Malaysia und Indonesien. Wahyu Roche ist als Kurator der Musikabteilung des Museums in Bandung zuständig für den Gamelanunterricht der Schulkinder.Magische Klänge aus dem Land, wo die Nelken wachsen.
DUO NAIRI (Armenien) Die tief berührende traditionelle Musik der Armenier spiegelt die tragische und zerrissene Situation dieses Volkes, der uralten Frühchristlich-Orientalischen Kulturlandschaft an der Schnittstelle zwischen Orient und Okzident. Ein Volk, dessen Mehrheit über die ganze Welt zerstreut in der Diaspora als Minderheit lebt, ähnlich den Juden (In Californien, der Türkei, Deutschland und Frankreich leben mehr Armenier als in Armenien). Das Nationalinstrument, die Oboe Duduk , gespielt von dem Virtuosen Arto Avetisian, ähnelt verblüffend der menschlichen Stimme, vor allem in den bekannten getragen-epischen Liedern, wo man direkt die östliche Version des Blues zu vernehmen scheint. Gezogene Töne, ein weiches Vibrato und eine sehr warme Tonformung erinnern an Asien, an jahrhundertealte Einflüsse aus Persien, Mesopotamien und der Türkvölker des vorderen Orients. Diesen Duktus nimmt auch die Geige auf. Die klassisch ausgebildete Geigerin Lisa Kantshukh lässt sich ein auf ungewöhnliche orientalische Skalen, und abwechselnd begleiten sich die Musiker gegenseitig mit einem Grundton. So wird jeder Melodieton gleichzeitig zum genau ausgefeilten Intervall. Auch schnelle, lebensfrohe Tanzstücke gehören zum Repertoire dieses neuen Duos, wobei Lisas Affinität zur Balkan- und Klezmermusik ein neues, scharfes Gewürz beisteuert. Insgesamt eine ergreifende, emotionale Musik.
SERVAIS HAANEN (Niederlande) Servais, der Ausnahmeakkordeonist und musikalische Querdenker, hat sich mit dem diatonischen Akkordeon als einfühlsamer Begleiter und Komponist profiliert, der es versteht, die musikalische Idee auf den Kern der Aussage zuzuspitzen. Kennzeichnend für seine Kompositionen sind minimalistisch-repetitive Strukturen, und magnetisch-mitziehende Melodielinien ohne jede Kitsch-Attitüde. Deutlich hörbar ist auch seine frühe Beschäftigung (u.a. 3 CDs mit Appellation Controllee) mit Kompositionen von Laurie Anderson, Steve Reich und Wim Mertens.Eine von Servais liebsten Beschäftigungen ist seine vielfältige Ensemblearbeit mit außergewöhnlicher bis unmöglicher Besetzung.Avantgardistische Klangästhetik aus dem Land, wo die Tomaten wachsen.
JATINDER THAKUR (Indien) Der in Wien lebende Meister gilt als einer der besten indischen Tabla-Spieler in Europa. Er hat sich nicht nur in der traditionellen Rolle als Begleiter hochrangiger indischer Solisten einen Namen gemacht, sondern auch im Jazz/WorldMusik-Bereich an vielen bedeutenden Projekten mitgearbeitet. Außerdem ist er ein beliebter Lehrer, und unter seinen Musikerkollegen hoch geschätzt als besonders warmherziger, bescheidener und integrer Mensch. Er hat mit fast allen bedeutenden Größen der Weltmusik gespielt. Schon beim ersten KlangWeltenFestival 1987 war er dabei.Trotz aller Cross-Over-Projekte hat er seinen klassischen glasklaren Spielstil nie verwässert, gespickt mit rhythmischer Finesse, wirbelwind-schneller rechter Hand, und extrem kräftiger Linke, mit der er auch gerne ganze Basslinien spielt. Ein Star der Weltmusik ohne Allüren und langjähriger (seit 24 Jahren) musikalischer Partner von R.Oppermann.
RÜDIGER OPPERMANN (Europa) gilt als Deutscher Meister der Keltischen Harfe und international als einer der bedeutendsten und innovativsten Harfenisten. Der Harfentüftler und KlangWelten- Erfinder ist einer der Drahtzieher der deutschen Harfenszene, und welt-reisender Promoter der Harfe. Er arrangiert behutsam die gemeinsamen Stücke, die er schon in den Heimatländern der Gast-Musiker vorbereitet hat. Er ist ein Grenzüberschreiter aus Überzeugung, Pionier einer multikulturellen, völkerverbindenden Musik. Auf jahrelangen Reisen durch Afrika und Asien hat er intensiv die Musik vieler Völker erlernt und ihr Leben mitgelebt. Seine musikalische Weltbildung hat er nicht nur aus Büchern, er kennt auch die Heimat der Musiker, war in Uganda, in Indien, in Java.... und hat die Musiker in ihnen Lebensregionen erlebt. Darin unterscheidet er sich deutlich von anderen europäischen Festivalmachern. Zudem hat er als Musiker einen direkten kollegialen Zugang auch zu exotischen Klangkünstlern . Auf 44 veröffentlichten Tonträgern und in über 1500 Konzerten rund um den Globus hat er Maßstäbe gesetzt für Virtuosität, Schönheit des Harfenklangs und Mut zum Experiment. 2000, 2002 und 2006 reiste er zur Vorbereitung des Festivals nach Uganda und Java. Für seine Arbeit wurde er mit einigen internationalen Preisen ausgezeichnet, zB beim Wettbewerb für Keltische Harfe in Dinan (F), dem Avantgardepreis M85 in Marburg, mit der Ehrenmedallie der Stadt Konya (für die Erforschung alttürkischer Harfen-Sufi-Musik), und , in diesem Jahr, mit dem Deutschen Weltmusikpreis.Künstlerwebseite: http://www.klangwelten.com
[Meine Klangwelten-Rezi von letzten Jahr:
Klangwelten-Festival am 8.11.2005 in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/11/konzertrezension-klangwelten-festival.html
bzw. http://tinyurl.com/c6xf6;
zu Rüdiger Oppermann vgl. auch
16. Tanz & Folk Fest Rudolstadt vom 7. bis 9.7.2006 – Eindrückehttp://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/07/festivalbericht-16-tanz-folk-fest.html bzw. http://tinyurl.com/lyqj8 MAS]